Hallo ihr Lieben!
Länger als geplant hat dieser dritte Rundbrief auf sich warten lassen, aber umso mehr freut es mich, mich nun mit diesem Brief bei euch zu melden und von den vergangenen drei Monaten zu berichten, in denen ich wieder einiges erleben durfte.
Die vergangene Zeit war geprägt von sehr intensiven und schönen Erfahrungen und Begegnungen, andererseits sind auch nicht so schöne Dinge passiert, die meinem Wohlbefinden hier in Burkina Faso einiges abverlangt haben. Mehr erfahrt ihr in den folgenden Zeilen…
Elternbesuch und Rundreise mit A.S.A.O
Auf Anfang Januar hatte ich mich schon seit mehreren Monaten sehr gefreut, denn ich bekam die Gelegenheit bei einer zweiwöchigen Rundreise meiner Partnerorganisation A.S.A.O (Association de l’Afrique de l’Ouest) durch Burkina Faso teilzunehmen.
Der Solidaritätskreis A.S.A.O oder laut des deutschen Namens Westafrika e.V sitzt in Hillesheim und die Mitglieder dieser gemeinnützigen Organisation sind sehr aktiv, was den Schulbau in Burkina Faso betrifft. Sehr effektiv und einflussreich wurden schon hunderte von Schulen dank A.S.A.O errichtet. Jedes Jahr im Januar kommen die Gründer und Mitglieder der Organisation nach Burkina Faso, um die errichteten Schulen der letzten Jahre einzuweihen. Für die Einweihungsfeiern legte sich die Bevölkerung des jeweiligen Ortes, in dem eine A.S.A.O-Schule entstanden ist, immer ganz schön ins Zeug und empfing unsere deutsche Gruppe immer sehr herzlich und dankbar. Neben vielen Reden, die gehalten wurden, unter anderem auch von dem Präsidenten/Vizepräsidenten von A.S.A.O, wurden Theaterstücke von den Schülern aufgeführt oder eine Tanzgruppe präsentierte uns typisch burkinische Tanzstücke.

Auch meine Eltern entschieden sich, in diesem Jahr an dieser spannenden Rundreise teilzunehmen und nach einer aufregenden Vorbereitungszeit war es denn endlich soweit und nach rund 5 Monaten durfte ich einen Teil meiner Familie wieder in die Arme schließen. Gemeinsam mit dem Rest unserer Gruppe fuhren wir also durch Burkina
Faso, von Ouagadougou aus Richtung Süden, waren in 12 Dörfern zu Gast und fast jeden Tag gab es zwei Schuleinweihungen.
Wir übernachteten jede Nacht woanders, meistens in unseren Moskitozelten auf dem jeweiligen Schulgelände. Jedoch kam es auch vor, dass wir von einer sehr netten deutschsprechenden Frau eingeladen wurden, in ihrem Familienhaus zu übernachten. In einem anderen Dorf, in dem keine von uns geplante Einweihung stattfand, da die Schule noch im Bau war, wurden wir offiziell der ganzen Bevölkerung und den Dorfältesten unter dem alten Versammlungsbaum vorgestellt und willkommen geheißen und wurden dazu eingeladen auf dem Gelände des Schuldirektors zu übernachten. Ein anderes Mal mussten wir aufgrund der Sicherheit in einer einfachen Unterkunft unterkommen. Für meine Eltern und mich war diese Reise eine wahnsinnig spannende und intensive Zeit, jeder Tag

war vollgepackt mit vielen neuen Begegnungen und interessanten Gesprächen.
Die Gastfreundschaft der jeweiligen Dörfer und deren Bewunderung und Dankbarkeit
uns gegenüber und der Arbeit von A.S.A.O war jeden Tag aufs Neue überwältigend. Trotz der ganzen anstrengenden Momente, wie das Auf-und Abladen unseres Autos, das stundenlange Fahren über sehr schlechte Pisten, bei dem der ein oder andere Rucksack runterfiel aber glücklicherweise noch in der Nacht darauf, dank des Einsatzes, der Verständigung und der Ehrlichkeit der Bevölkerung wieder auftauchte und des doch sehr einfachen Lebens auf dem Dorf, in das ein Europäer sich erst einmal einfinden muss, war die Zeit unglaublich spannend und ich bin sehr dankbar, dass ich dank A.S.A.O daran teilnehmen durfte und freute mich meinen Eltern einen Einblick in mein Einsatzland gegeben zu haben und auch in meinen Projekt rumgeführt und den Mädchen und Schwestern vorgestellt zu haben.
Wieder zurück im Foyer..
Nach der Rundreise freute ich mich wieder zurück ins Foyer zu kommen und die Mädchen und Schwestern empfingen mich sehr lieb.
Doch ich sollte gar nicht lange bleiben, denn noch Ende Januar stand mein Zwischenseminar in Ghana an und ich freute mich total auf die Reise nach Ghana und die Begegnung mit anderen deutschen Freiwilligen. Mein Touristenvisum für Ghana hatte ich schon vor mehreren Wochen in Ouagadougou besorgt und mein Reiserucksack stand bereit, vollgepackt zu werden.
Doch soweit sollte es gar nicht mehr kommen, denn eines nachts fing ich an, trotz 30 Grad wahnsinnig zu frieren und auch am nächsten Tag wollte das Frieren nicht aufhören und ich packte mich dementsprechend dick ein, aber dachte mir erst mal nichts dabei. Nach langem Frieren wurde mir auf einmal sehr heiß und nach dem Blick aufs Fiberthermometer wurde mir bewusst, dass ich sehr hohes Fieber hatte. Schweißgebadet rannte ich zur Schwester, die mich sofort ins Krankenhaus brachte. Diagnose: Malaria.
Da war sie also meine erste Malaria und rund vier Tage und drei Nächte verbrachte ich im Krankenhaus und wurde nach zahlreichen Infusionsflüssigkeiten schließlich wieder halbwegs gesund. Dennoch hat mich die Zeit im Krankenhaus sehr angestrengt.
Nach der Zeit im Krankenhaus brauchte ich lange, bis es mir gesundheitlich wieder sehr gut ging und ich meinen Appetit wiederfand. Ghana und das Zwischenseminar fielen dementsprechend flach. Physisch als auch psychisch habe ich die Zeit um Ende Januar und Februar also nicht so gut in Erinnerung.
Es geht wieder los
Mitte Februar, genesen von meiner Krankheit, ging die Aufklärungsarbeit wieder los. Im zweiten Trimester waren wir viel an Schulen in und um Banfora herum unterwegs. Die Zusammenarbeit mit den Schulleitungen und Schülern lief immer gut und nach wie vor ist die Arbeit spannend und interessant. Meistens verlasse ich glücklich den Klassenraum, wenn wir wieder Applaus und gute Rückmeldungen der Schüler für unsere Arbeit bekamen, wenn eine Diskussion stattfand, an der die Schüler von selbst auf eine Lösung kamen oder wenn uns der Junge aus der letzten Reihe, der laut schreit, dass er sich nicht bis zur Hochzeit mit dem Geschlechtsverkehr enthalten möchte verspricht, immer und gewissenhaft zu verhüten.
Im Foyer habe ich jetzt für 2 Monate eine neue Mitbewohnerin: nämlich eine französische Studentin aus Paris, die für ihre Masterarbeit nach Banfora kam und sich über den Reisanbau in Burkina Faso informierte. Zu meiner Überraschung war sie in meinem Alter und wir verstanden uns sehr gut und unternehmen öfters etwas zusammen. Sie war zudem auch sehr interessiert an meiner Arbeit und unterstütze mich gelegentlich bei der abendlichen Nachhilfe mit den Mädchen.
Die Fastenzeit
Mitte Februar fing die Fastenzeit an und wenn man mit Schwestern zusammenlebt, dann erlebt man diese Zeit doch ganz anders und intensiver als sonst. Die Fastenzeit ist die Zeit des Gebetes und der Nächstenliebe.
Man soll sich mehr Zeit dafür nehmen zu beten, zu meditieren und in sich reinzuhören. Aber auch die Nächstenliebe spielt in dieser Zeit eine ganz wichtige Rolle und man soll mit seinen Mitmenschen teilen, so laut Schwester Véronique die beim gemeinsamen Abendessen einen Tag vor der Fastenzeit mit allen Aspirantinnen und Postulantinnen das Wort an uns richtet.
Während der Fastenzeit aßen die Schwestern auch weniger und so kam es vor, dass ich manchmal alleine mit der Oberschwester am Tisch saß und aß. Am ersten Tag versuchte auch ich zu fasten, habe mich aber sehr schnell dazu entschieden weiterhin zu essen und zu trinken, da ich sonst nicht richtig arbeiten und denken kann, bei der noch hier dazukommenden Hitze.
In der Zeit der Fastenzeit fanden immer freitags in den verschiedenen Gemeinden Kreuzgänge statt. Dabei läuft man mit der christlichen Gemeinde von einer Kreuzgangstation zur anderen und betet und singt dabei.
Ich selbst nahm an dem Kreuzgang unserer Gemeinde und einem von den Schwestern organisierten Kreuzgang für die Mädchen teil. Beide Male führte uns unser Weg zu einem schönen Schattenplatz unter großen Mangobäumen in einem Vorort von Banfora. Auf dem Weg dorthin, wurden die verschiedenen Kreuzgangstationen vorgelesen bis unser Ziel unter den Mangobäumen erreicht war.

Dort angekommen wurde gebetet und gesungen, dann besprach der Pfarrer mit der Gemeinde wichtige christliche Werte und erklärte Botschaften von Papst Franziskus. Anschließend wurde eine gemeinsame Messe gefeiert und dann gab es Mittagessen, wobei alles mitgebrachte Essen unter der gesamten Gemeinde geteilt wurde. Schließlich konnte man noch zur Beichte gehen.
Auch beim Kreuzgang mit den Mädchen war der Ablauf ähnlich. Allerdings tanzten und sangen wir mit den Mädchen noch sehr viel unter den Mangobäumen und geendet hat das Ereignis erst am Abend, da das Bibelspiel was wir spielten doch etwas länger dauerte…
Noch mehr Besuch
Mitte März bekamen wir im Foyer Besuch von Selina, einer ehemaligen Freiwilligen, die vor zwei Jahren in Banfora lebte und arbeitete. Ich freute mich sehr über den Besuch und es war sehr schön und abwechslungsreich, gemeinsame Zeit mit ihr zu verbringen und sich mit ihr auszutauschen.
So macht man als Freiwillige hier sehr viele ähnliche Erfahrungen, aber dennoch ist hier jedes Jahr auch anders, da sich im Foyer immer etwas verändert.
So entstanden beispielsweise im letzten Jahr die neue große Kapelle und das Novizinnenheim und es gehen und kommen jedes Jahr andere Mädchen. Auch die Schwestern sind jedes Jahr mit anderen Arbeiten beschäftigt. So werden drei unserer Schwestern in diesem Jahr ihren Uni-, Schul-und Ausbildungsabschluss machen und im nächsten Jahr schon wieder mit anderen Tätigkeiten beschäftigt sein.
Wer auch nach langer Zeit mal wieder im Foyer eintraf, war Raissa. Raissa war im Jahr 2017/2018 eine Reversefreiwillige, die ebenfalls mit der Organisation SoFiA nach Deutschland entsendet wurde, um dort ihren Freiwilligendienst für 13 Monate zu absolvieren. Ich durfte sie schon in Deutschland kennen lernen und natürlich erzählte sie mir damals viel vom Foyer, da auch sie bis zum Abitur ein Mädchen des Internats war. Sie war ganz frisch aus Deutschland zurück und für mich war es sehr spannend zu hören und zu beobachten, wie sie Burkina Faso jetzt, nach einem Jahr in Deutschland, wahrnimmt.

Ende März bekam ich wieder Besuch aus Deutschland. Meine große Schwester und ihr Freund und mein Freund nutzten die Gelegenheit und nahmen die aufwendige Vorbereitung und lange Reise auf sich, um mich für zwei Wochen zu besuchen. Wir verbrachten eine sehr schöne Zeit zusammen und es war etwas ganz besonderes für mich, meiner Familie einen Einblick in mein Leben hier zu geben und den vielen Menschen vorzustellen, die ich in dem letzten halben Jahr kennenlernen durfte.
Nicht nur das Leben im Foyer und die tollen Sehenswürdigkeiten um Banfora herum, wie etwa die Wasserfälle oder der große See von Tengrela standen auf unserem Programm. Wir nutzten die Gelegenheit und reisten über die Osterferien nach Pô, was im Westen von Burkina liegt. Dort liegt einer der bekanntesten Nationalparks des Landes und wir wagten eine Safaritour durch den Park. Neben zahlreichen Antilopen und eindrucksvollen Vogelarten sahen wir auch einige

Affen und Warzenschweine. Schließlich landeten wir auch noch völlig unerwartet in einer riesigen Elefantenherde, was dazu führte, dass wir diesen Tag nicht mehr allzu schnell vergessen werden.
Nach diesen eindrucksvollen Tagen, verbrachten wir das Osterfest und unsere letzten Tage in der lauten, riesigen und quirligen Hauptstadt Ouagadougou, wo ich dann letztendlich nach zwei Wochen meine Familie verabschiedete. Insgesamt hatten wir eine sehr schöne und spannende Zeit zusammen und ich bin sehr dankbar, dass sie diesen langen Weg auf sich nahmen und den Schritt wagten, das ihnen unbekannte Land Burkina mit offenen Armen und wachen Augen zu erkunden.
Und sonst…
Hier im Foyer hat nun das letzte Schultrimester angefangen, was wir typischerweise mit einer gemeinsamen Messe und einem leckeren Essen einläuteten. Die Mädchen der Abschlussklassen bekommen immer mehr zu tun und sind sehr fleißig. So ist es keine Seltenheit, dass ein Mädchen sich erst um Mitternacht schlafen legt und am nächsten Tag um 5 Uhr wieder auf den Beinen ist um noch eine Stunde weiter zu lernen.
In der Schule wird den Mädchen sehr viel abverlangt und neben der afrikanischen Kultur, Literatur, Geschichte und Geografie steht natürlich auch noch die Europäische auf dem Lehrprogramm. In den Sprachen Deutsch und Englisch, welche viele der Mädchen hier lernen kann ich weiterhin eine große Hilfe sein, was mich vor allem abends ganz schön auf Trapp hält.
Für den Computerunterricht erhielten wir dank A.S.A.O drei neue Laptops, die ich mit dem Computerlehrer Monsieur Yeo in der größeren Stadt Bobo Dioulasso erhandelte. Jetzt müssen die Mädchen lernen mit dem Windows 10-System zurecht zu kommen und mit Microsoft Office Word 2016 zu arbeiten. Aber wir sind ganz zuversichtlich, was das angeht und es ist schön zu sehen, wie die Mädchen im Umgang mit der Computerarbeit immer sicherer werden.

Nun sind wir auch schon am Ende meines dritten Rundbriefes angekommen, und im Rückblick wird mir bewusst, dass ich noch von viel mehr Dingen berichten könnte. Das würde den Umfang dieses Rundbriefes allerdings um einiges sprengen und wenn ihr mehr erfahren möchtet oder Fragen habt, dann meldet euch einfach bei mir.
Ich habe gehört, dass in Deutschland nun endlich der Frühling angefangen hat. Ich schicke euch gerne auch etwas Wärme aus Burkina zu, denn hier haben wir mehr als genug davon!
Liebe Grüße, eure Theresa 🙂