La Paz: „Palliri“ 8. Rundbrief von Gizem Günes

Vorbereitungen…Diesen Monat ist mein Stichwort „Vorbereitungen“, sei es körperlich oder seelisch. Überall und jederzeit, die Vorbereitungen für unser kommendes Zeltlager laufen auf Hochtouren.

Das Zeltlager

Bis zu unserem Zeltlager sind es nur noch zwei Wochen, dann geht es mit den Kindern aus dem Projekt zum Campen. Ganze zwei Wochen lang fahren wir nach Carmen Pampa, eine halbe Stunde von Coroico entfernt in den Yungas. Wir haben eine pralle Liste von Aktivitäten, die den Kindern sicher gefallen werden. Für mich ist es eine Chance, Zeit mit den Kindern zu verbringen, da ich in der Boutique arbeite und die Kinder nicht so oft sehen kann. Daher ist die Freude umso größer. Ich bin davon überzeugt, dass es eine lange und aufregende Reise mit vielen Facetten werden wird.
Nach diesen zwei Wochen mit den Kindern aus dem Projekt, steht uns eine Woche Ferien zu. Unser Ziel ist Buenos Aires. Ich freue mich schon so darauf, Argentinien zu sehen.

Rückkehr

Daneben kenne ich nun mein Rückflugdatum, am 5.September geht es los. Nach Hause, zurück nach Deutschland. Ich wusste ja, dass es früher oder später zurück geht, aber seitdem ich ein Datum habe, ist alles viel konkreter und übersichtlicher geworden.

Heute saßen wir mit den Mädels im Cafe und uns ist aufgefallen, dass es in weniger als drei Monaten nach Hause geht. Wir waren einige Minuten still, wortlos und überrascht, wie die Zeit doch davon fliegt. Wie kann es sein, dass wir in einigen Monaten unser Freiwilliges soziales Jahr hinter uns haben. Ich versuche mich schon seit Monaten darauf vorzubereiten, auf die Rückkehr. Aber egal, wie sehr ich mir alles durch den Kopf gehen lasse, ganz gleich wie ich mir vorstelle, wie meine Ankunft in Deutschland aussehen könnte, ist es unwahrscheinlich, dass es genauso abläuft, wie ich es mir vorstelle. Zurück lassen werde ich hier Freunde und Familie.

Ich muss noch dazu sagen, dass ich mir leider eine Erkältung eingefangen habe, da es die kälteste Woche des Jahres ist. Den Feiertag „San Juan“ haben wir auch schon, als den kältesten Tag des Jahres gefeiert. Die Nachbarschaft kommt bei einem großen Lagerfeuer zusammen. Pläne und Verbesserungen hinsichtlich des Nachbarschaftslebens werden dabei diskutiert und Hot-Dogs vernascht. So fordert es die Tradition von „San Juan“.

Fabrik und Boutique

In der Fabrik geht es zurzeit um die Vorbereitung der neuen Kollektion und natürlich auch in den Boutiquen haben wir Ordnung zu schaffen und alles für die neue Kollektion vorzubereiten. Jeden Morgen muss ich zur Fabrik, um die Bestellungen abzuholen. Während die Bestellungen für die Boutique vorbereitet werden, helfe ich wo ich nur kann, sei es sticken, nähen, schneiden oder bügeln. Danach muss ich die Bestellungen für die drei Boutiquen aufteilen. Manchmal spiel ich gegen die Zeit um pünktlich in der Boutique anzukommen.

Das ist jedoch nicht so einfach, wenn man den Verkehr von la Paz unter die Lupe nimmt. Wenn Demonstrationen stattfinden kann man davon ausgehen, dass kein Minibus zu finden ist und man sehr wahrscheinlich Kilometer lang zu Fuß laufen muss. Da kommt einem nur eine Lösung in den Sinn, die Leben rettende Seilbahn, meiner Meinung nach die beste Erfindung überhaupt. Das macht alles so einfach und man kommt schnell und zuverlässig an sein Ziel an. Wenn man diesen Monat mit den anderen vergleicht, kann ich nur sagen, dass dieser Monat alles andere als entspannt war.

Freizeit

Ich freue mich jedes Mal nach einem anstrengenden Tag, nach Hause zu kommen, sich mit allen auszutauschen, zusammen zu kochen und zu Abend zu essen, da ich das Abendessen genießen, abschalten und die Zeit mit meinen Mitbewohnern verbringen kann. Ich kann mich nur glücklich schätzen, dass wir uns alle so gut verstehen und eine angenehme Atmosphäre herrscht.

Meine Freizeit verbringe ich mit meinen Freunden aus La Paz. Entweder sind wir stundenlang im Café und tauschen uns gegenseitig über unser Projekt aus. Auch ein Kinobesuch oder ein Nachmittag auf dem Markt ist in unserem Freizeitplan enthalten. Am Wochenende, besonders an Sonntagen will ich das Haus nicht verlassen. Der einzige Tag an dem ich faul sein darf, mit meinem Buch, natürlich auf Spanisch, und eine Tasse Grünen Tee auf dem Sofa, liebe ich es meinen Sonntagmorgen beginnen zu können.