Liebe Leserinnen und Leser!
Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder aus Rumaenien. Die Zeit vergeht hier wie im Flug und ein Jahr kommt einem plötzlich viel kürzer vor. Mein Ungarisch geht gut voran mitlerweile und ich kann mich mit meinen Kollegen unterhalten und verstehe auch endlich deren Witze! Und auch als Arbeitskraft komme ich mir jetzt viel hilfreicher vor. Das lange Nachfragen und die stänidige Unsicherheit ist nun vorbei und so macht es auch viel mehr Spaß!
Den Winter habe ich hier unter einer weißen Decke verbracht und es wurde bis zu Minus 22 Grad Celsisus! Doch das verlieh der Umgebung eine wunderbare Weihnachtsathmosphäre und alles war dekoriert und geschmückt. Direkt vor meiner Haustür stand ein riesiger Weihnachtsbaum mit vier großen Adventskerzen drum herum und selbst in meiner Wohnung wurde für die Freiwilligen ein kleiner Weihnachtsbaum organisiert, den wir dann auch selbst schmücken durften! Doch wegen fehlender Deko haben wir improvisieren müssen und alles Mögliche als Schmuck verwendet (wie zum Beispiel Blumengirlanden). Doch am Meisten hat es mich überrascht, dass es hier Spekulatius und Glühwein zu kaufen gab! Das hat mich für eienen Moment zurück nach Deutschland versetzt. Zum Weihnachtsfest wurde für alle Freiwilligen in meiner Wohnung ein gemeinsames Dinner organisiert, welches mich auch sehr an Zuhause erinnert hat: Es war sehr chaotisch doch mit viel gehobener Stimmung und alle waren fröhlich.
(Das winterliche Csikszereda und Mathilde und ich mit unserem Schneeman Billy)
Mit dem Zentrum haben wir dann auch vor und nach Weihnachten für ein paar Tage einen Markt errichtet, an dem wir von den Kindern des Zentrums handgemachte Sachen verkauft haben, wie zum Beispiel Duftkissen, Grußarten, Papier-Engelchen, etc. Für mich war dies eine der härtesten Aufgaben, da besagter Markt sich draußen bei minus 20 Grad befand. Ich kann feierlich sagen, dass ich vorher noch nie so viel Kälte aushalten musste und dass ich diese Erfahrung nie vergessen werde.
Und nach Weihnachten begann auch eine harte Zeit, da wir im Januar den Umzug ins neue Haus in Angriff nahmen. Alles wurde gründlich geputzt, verpackt und ins neue Gebäude verfrachtet. Dort wurde dann nochmals alles gereinigt, ausgepackt und eingeräumt. In dem neuem Gebäude steht uns nun das ganze obere Stockwerk, für die jeweiligen Gruppen, zu: Ein Gemeinschaftsraum, eine Küche, ein Arbeitszimmer, ein Büro, eine Sporthalle und drei weitere Zimmer. Im Vergleich zu den vorherigen zwei Räumen, plus Flur, ist mein neuer Arbeitsplatz ein Paradies. Es eröffnen sich so viele neue Möglichkeiten, für die wir den neuen Platz nutzen können! Und generell erleichtert es die Arbeit, wenn man ein wenig mehr Platz und Übersicht hat. Jedoch war es für einige der Kinder nicht so leicht, sich an das neue Zentrum zu gewöhnen. Immer wieder wollten sie morgens zum anderen Gebäude gehen und haben Fragen zum neuem Haus gestellt, weil zum Beispiel alle Sachen an einem anderem Platz waren und sie manche Materialien nicht finden konnten. Doch mittlerweile hat sich jede_r an die anderen Umstände gewöhnt und ist glücklich und zufrieden!
(Foto von der Eröffnungsfeier von unserem neuem Gebäude)
Ein anderes nennenswertes Event von dem ich hier berichten möchte, ist mein Ostern und die katholische Gemeinde, die ich für mich entdeckt habe! Im Februar kam ein katholisches Mädchen namens Mathilde, aus Frankreich, in meine Wohnung und sie bleibt hier für 5 Monate. Mit ihr besuche ich immer die Messe Sonntag Abends, die von einer jugendlichen Gruppe organisiert wird. Sie entscheiden welche Lieder gesungen werden und tragen diese dann auch während dem Gottesdienst mitsamt Gitarre, Bass und Keyboard vor. Da der Text dieser Stücke stets mit einem Projektor fuer alle sichtbar gemacht wird, haben wir auch immer lauthals mit den Jugendlichen mitgesungen und uns nach der Messe mit ihnen getroffen und diskutiert (teils auf Englisch, Ungarisch und Deutsch!) Bei diesen Gesprächen wurden wir dann auch über die Traditionen des ungarischen Osterns informiert und herzlich eingeladen, daran teilzunehmen: Vorher werden hartgekochte Eier mit heißem, flüßigem Bienenwachs mit traditionellen Mustern bemalt und dann rot eingefärbt. Anschließend wird der Wachs abgekratzt und die Eier poliert. Bei einer großen Versammlung auf dem Hauptmarkt, bei der fast die ganze Stadt mitsamt der ungarischen Tracht anwesend war, wurden dann die Eier und andere Speisen gesegnet. In den darauf folgenden Tagen zogen dann die Jungen los, um die Eier von den Mädchen einzusammeln und im Gegenzug wurden die Mädchen mit Wasser übergossen, denn die Frauen werden hier als Blumen gesehen, die Wasser brauchen um zu wachsen und zu gedeien. Jedoch verwendeten die meisten Jungs Parfuem, damit wir nicht krank werden. Aber ich habe das Ritual gut überstanden und sehr genossen!
(Eierbemalen mit den Kindern im Zentrum)
Liebe Grüße aus Rumänien,
Vanessa