Hallo ihr Lieben !
Seit knapp einem Monat bin ich wieder in Deutschland. Nach 13 Monaten bin ich heimgekehrt und habe meinen Freiwilligendienst in Burkina Faso mit einem weinenden und einem lachenden Auge beendet. Ein letztes Mal sitze ich an der Tastatur meines Computers, um euch von meinen Erfahrungen und Erlebnissen der letzten Monate zu berichten. Dieses Mal allerdings betrachte ich all das Erlebte in Burkina Faso aus der Distanz heraus und ich merke von Tag zu Tag, zurückgekehrt in meine alte Heimat, wie sehr sich mein Leben in Burkina von meinem Leben hier in Deutschland unterscheidet und wie meine Erlebnisse zu Erinnerungen werden.
Mittlerweile ist eine neue Freiwillige im Foyer Sainte Monique in Banfora und lebt und arbeitet mit den Schwestern und Mädchen dort zusammen. Für mich geht das Leben nun hier in Deutschland weiter und ich muss mein Leben in Burkina Faso hinter mir lassen. Wie ich meine letzten Monate in Banfora verbracht habe und was ich noch gerne loswerden möchte, werde ich nun in dem folgenden fünften und letzten Rundbrief für euch verfassen.
Die letzten Monate
Das Foyer war Ende Juni schon fast leer, bis auf die ältesten Mädchen, die ihre Abiturprüfungen schrieben. Das war für uns alle eine schwierige und angespannte Zeit, denn die Abiturprüfungen in Burkina sind sehr anspruchsvoll und den Mädchen wird sehr viel abverlangt. Auch eine unserer Schwestern schrieb in diesem Jahr ihr Abitur. Ich versuchte so gut wie möglich den

Mädchen die Angst vor den Prüfungen zu nehmen und nach einer anstrengenden Prüfungswoche, einer weiteren Woche des Wartens auf die Ergebnisse und dem ein oder anderen Zweitversuch konnte glücklicherweise vor allem gefeiert werden. Fast alle bestanden die Prüfungen und konnten, wie die anderen Mädchen, endlich in die wohlverdienten Ferien zu ihren Familien fahren. Die zwei Mädchen, die ihr Abitur dieses Jahr ganz knapp nicht bestanden hatten, werden es im nächsten Jahr wieder versuchen.

Mit dem Abschied der letzten Mädchen wurde es dann wirklich sehr ruhig im Foyer und ich lebte die letzten Monate mit den Schwestern alleine auf dem Gelände. Ich bekam weiterhin kleinere Aufträge von den Schwestern und holte mal hier und da ein Paket ab, fuhr mit den Schwestern von A nach B , machte ein bisschen Babysitting oder gab Computerunterricht. Ansonsten genoss ich mein gewonnenes selbständiges Leben in Banfora, befreit von anfänglichen Unsicherheiten. Banfora war mir in den letzten Monaten so vertraut wie nie und ich genoss es ganz bewusst noch einmal, wie eingelebt und zugehörig ich mich fühlte.

Mitte Juli feierte ich mit den Schwestern meinen 21. Geburtstag und es wurden die leckersten Gerichte wie Aloco (frittierte Kochbananen) und Attikié ( Reis aus Maniok) zubereitet. Außerdem wurde für mich gesungen und getanzt und ich bekam einen Kuchen und ein kleines Geschenk.
Ende Juli gedenkten wir an den Vater von Schwester Céline, welcher vor einem Jahr verstarb. Das taten wir mit einer Messe in der Kathedrale und einem anschließendem Essen bei der Familie. Es war eindrucksvoll zu sehen, wie voll die Kathedrale war und wie viele Menschen Anteil nahmen an dem Verlust der Familie. Es war trotz der Trauer für alle ein schöner Tag voller Zusammensein und ich genoss das nahe Zusammenleben und die Gemeinschaft der Burkiner an diesem Tag nochmal ganz bewusst.
Kurz danach verließen uns Schwester Véronique für die nächsten zwei Monate, die zu ihrem alljährlichen Europabesuch aufbrach, um ihre zahlreichen Kontakte in Frankreich und Deutschland zu pflegen – mit Schwester Eugénie als Begleitung. Schwester Eugénie ist einer der jüngsten Schwestern der Gemeinschaft und für sie ist es die erste Reise nach Europa. Sie wird die nächsten drei Jahre für ihr Theologiestudium in Paris leben.
Ende August kam dann auch schon meine Nachfolgerin Judith nach Burkina. Ich holte sie in Ouagadougou ab und dann fuhren wir zusammen nach Banfora, welches für sie nun das neue Zuhause für die nächsten 13 Monate sein wird und mein altes Zuhause, was ich bald verlassen würde. Zusammen verbrachten wir zwei Wochen im Foyer und ich führte Judith in ihr neues Leben ein.

Am 8. September, die Koffer voll mit Souvenirgeschenken, machte ich mich dann auf nach Ouagadougou, in die Hauptstadt, wo alles angefangen hat und wo ich nun Abschied nehmen würde. Ein letztes Mal fuhr ich mit den Schwestern und Judith die Straßen von Banfora entlang und verabschiedete mich dann am Busbahnhof. Die letzten Tage verbrachte ich dann in Ouagadougou, wo ich noch die letzten Freunde traf und Familien begrüßte. In der Nacht des 10.Septembers ging es dann zum Flughafen. Begleitet wurde ich von zwei Freunden und dann hieß es endgültig Abschied nehmen von Burkina Faso, was ich in dem Moment nicht so richtig realisieren konnte und verstanden habe. Erst als ich mit dem Flugzeug über Deutschland flog habe ich es verstanden und dass das wirklich das Ende von diesem aufregendem Jahr ist.
Meine Gedanken und ein kleines Fazit
Die letzten Monate in Banfora waren geprägt durch die Ferien-und Regenzeit. Äußerlich war alles wieder ein bisschen wie in den ersten Monaten meines Freiwilligendienstes: Es regnete sehr häufig und stark und ich verbrachte dadurch viel Zeit in meinem Zimmer, dem Haus der Schwestern oder bei Familien und Freunden. Abends hatten wir oft Stromausfall und saßen nicht selten mit kleinen Lampen am Esstisch, die es kaum möglich machten die Gesichter der anderen zu erkennen, es aber dadurch eine sehr gemütliche Atmosphäre gab. Auf den Straßen wurden wieder an gefühlt jeder Ecke die leckeren gegrillten Maiskolben verkauft und auch im Foyer verbrachte ich gerne meine Abende mit Roger, einem der Arbeiter des Projektgeländes, Maiskolben-grillend vor dem Feuer. Genau wie am Anfang aßen wir auch wieder sehr viele Bananen, Orangen und Avocados. Mit all diesen ‚Déja-vu‘-Momenten wurde mir klar, dass sich mein Auslandsjahr mittlerweile verjährt hatte und obwohl ich erstaunt darüber bin, wie schnell so ein Jahr vergehen konnte wird einem gleichzeitig bewusst wie sehr sich doch alles verändert hat in der Zeit. Die Wahrnehmung der Kultur und der Menschen hat sich komplett verändert: Mir ist alles so vertraut geworden und ich habe die burkinische Kultur mehr als kennen gelernt, ich bin doch irgendwie ein Teil von ihr geworden. Heute, zurück in Deutschland vergleiche ich sehr viel zwischen meinem Zuhause in Burkina und meiner Heimat hier in Deutschland. Im Gespräch ertappe ich mich oft mitten im Satz wie ich einwerfen möchte : “ Ja, aber bei uns in Burkina..“ Ich finde es erstaunlich, dass man einen so fremden und fernen Ort innerhalb eines Jahres zu einem so vertrauten Ort für sich schaffen kann. Ich will auf jeden Fall eines Tages zurückkommen in das kleine schöne Banfora !
Danke
Mit all den neu gewonnenen Erfahrungen, die ich in den letzten 13 Monaten machen durfte und mit all den Erlebnissen, an die ich gerne zurückdenke, wird mir mehr und mehr bewusst, wie dankbar ich bin, dass ich das Alles erleben durfte. Möglich gemacht hat das die Organisation SoFiA , die uns Freiwillige ausgewählt, zugeteilt und vorbereitet hat auf dieses große Abenteuer. Ich danke der ganzen Organisation für die ausführliche Vorbereitung, das stets offene Ohr während dem Jahr und euer Vertrauen ! Außerdem danke ich der Partnerorganisation Westafrika e.V für deren Unterstützung, die Zusammenarbeit und das Vertrauen, was sie in meine Arbeit gelegt haben!
Ich bin den Schwestern in Banfora sehr dankbar. Die Gemeinschaft hat mich aufgenommen und mich direkt ein Teil ihrer Gemeinschaft werden lassen. Die Schwestern haben sich stets um mich gekümmert und jede hat mich so akzeptiert wie ich bin. Ich finde es bewundernswert, jemanden aus einer so fremden Kultur bei sich aufzunehmen, jemanden der die Sprache nicht gut versteht, jemandem der bei allem große Augen macht und jemandem dem man so viele Dinge, die vielleicht selbstverständlich sind, neu erklären muss. Danke für eure Geduld, eure Toleranz und eure Gebete! Neben den Schwestern bin ich dankbar für jeden netten Menschen, den ich während des Jahres in Burkina kennen lernen durfte. Für meine neu gewonnenen Freunde und Bekannte in Banfora, die neugierig auf mich waren und sich Zeit für mich genommen haben. Der Austausch mit so vielen Menschen aus den unterschiedlichsten Herkünften hat meinen Horizont um einiges erweitern lassen, wofür ich sehr dankbar bin!
Ich danke von Herzen meiner Familie in Deutschland, die mich in gewisser Weise immer begleitet hat während meines Freiwilligendienstes. Ihr habt die aufwendigen Vorbereitungen auf euch genommen, um mich während meines Auslandsaufenthaltes zu besuchen. Auch in schwierigeren Momenten wart ihr immer erreichbar und für mich da, was mir viel Kraft und Ausdauer gegeben hat.
Danke an euch lieber Solidaritätskreis, für euer Interesse meine Rundbriefe zu lesen und für die Rückmeldungen, die ich nach jedem Rundbrief erhalten habe. Danke, dass ihr mich während des Jahres begleitet habt und ich euch berichten durfte von meinen Erlebnissen und Erfahrungen!
Nun fängt was Neues für mich an, mein Leben geht weiter hier in Deutschland mit einem Studium in Trier.
Ich wünsche euch Allen alles Gute und freue mich nach wie vor über Nachrichten und Rückmeldungen von euch!
Eure Theresa 🙂
Hier noch ein paar Abschiedsfotos mit Freunden und Familien:

