Rumänien: 1.Rundbrief von Alina Reimer

Meine Lieben!

Es sind jetzt schon über drei Monate her, als ich mich von euch allen verabschiedet und mich in das Abenteuer Rumänien gestürzt habe! Deshalb wird es nun Zeit, euch zu erzählen, was ich alles in dieser neuen, aufregenden, verwirrenden, schönen und anderen Zeit erlebt habe 🙂

Zuallererst möchte ich euch aber sagen, dass es überhaupt nicht einfach ist, einen Bericht über diese Zeit zu schreiben. Denn das hier ist nicht nur eine neue Erfahrung, kein Perspektivenwechsel auf Zeit, sondern mein Alltag, mein neues Leben. Alles was ich euch aus Rumänien berichte, wird meine eigene (deutsche) Sichtweise auf das Land, die Menschen und die Lebensumstände widerspiegeln. Aber nun möchte ich beginnen, euch davon zu erzählen...

Der Vorbesuch und die Ausreise

Mitte Mai 2018 bin ich zusammen mit Rahel (ebenfalls Freiwillige von SoFiA) nach Rumänien geflogen und habe dort einen Vorbesuch gemacht, was ich generell sehr empfehlen kann, da sich viele Fragen klären und man mit ruhigeren Gedanken (und ganz viel Vorfreude! 🙂 ausreisen kann !!! Dennoch viel mit der Abschied von Familie und Freunden natürlich nicht leicht.

Ich hatte mich dazu entschlossen, mit dem Zug 24 Stunden über Wien nach Sibiu zu fahren, um dort zwei Wochen einen Sprachkurs zu machen. Gerade wegen des vielen Gepäcks und meiner wenigen Sprachkenntnisse, erwies sich dieses als schwieriger als gedacht. Deshalb war ich umso froher, als ich in meinem Hostel in Sibiu ankam.

Im Sprachkurs (den ich auch bestens empfehlen kann!!!) lernte ich dann viele nette Leute aus der ganzen Welt kennen. Es wurde zum Ritual, dass wir jeden Tag nach dem Unterricht zusammen zu Mittag aßen, und danach etwas unternahmen. Die zwei Wochen in Sibiu gehören zu einer der schönsten, und aufregensten Zeiten, die ich bisher in meinem Leben erlebt habe! So tolle Menschen, so viele interessante Gespräche, und eine so wunderschöne Stadt!

Übergabe der Sprachzertifikate                             Meine Klasse in der ,,Rolang School“

Am 4. August 2018 fuhr ich dann mit dem Bus nach Petroşani, wo ich dann meine neue Mitbewohnerin Christiane aus Österreich kennenlernte. Christiane war bereits seit zwei Wochen in Petroşani, und sollte noch weitere fünf mit mir zusammen im Caritashaus wohnen und im Kinderzentrum arbeiten. Ich war sehr froh, besonders in der Anfangszeit eine so tolle Mitbewohnerin zu haben, mit der ich die Stadt erkunden und mich über alles, was passierte, austauschen konnte!

Mein neues Zuhause

Ich wohne im Haus St. Barbara, in dem gleichzeitig auch meine Kollegen der Caritas arbeiten. Hier habe ich ein eigenes Zimmer mit Bad und alles Lebensnotwendige steht zur Verfügung. Hier ein paar Eindrücke aus meiner Umgebung:

Die Aussicht vom nahen Gebirge ,,Parâng“      Sicht aus dem Haus St. Barbara

Mein Alltag

Ich nehme jeden Morgen an dem gemeinsamen Frühstück der Kollegen in unserer Küche teil. Danach habe ich ein wenig Freizeit um Dinge zu erledigen, die noch gemacht werden müssen oder eine Aktivität mit den Kindern zu planen.
Gegen 10:30 Uhr gehe ich dann zu Fuß zum Kindertageszentrum, das ca. 15 min enternt liegt. Dort bereite ich die Tische für das Mittagessen vor, bis die Kinder dann um 12 Uhr aus der Schule und dem Kindergarten ins Zentrum kommen. Insgesamt betreut die Caritas ca. 45 Kinder im Alter von 3-14 Jahren und deren Familien.

Erster Arbeitstag

Gegen 13 Uhr wird dann das Essen für die Kinder geliefert. Die Kinder essen immer erst eine Suppe („Ciorba“) und danach das Hauptgericht. Das ist hier so üblich in Rumänien.
Danach bekommen sie Hilfe bei ihren Hausaufgaben, und ich kümmere mich um die Küchenarbeit. Das übrig gebliebene Essen fülle ich ab, um es entweder einem Kind mit nach Hause zu geben, oder es am nächsten Tag mit zu alten, bedürfigen Menschen zu nehmen. Wenn ich damit fertig bin, gehe ich raus in den Garten und spiele mit den Kindern, wo sie mir besonders gerne die Haare machen ;).

Gegen 16 Uhr werden sie dann entweder nach Hause gebracht oder von einem Familienmitglied abgeholt.

Die Kinder, die das Tageszentrum besuchen, kommen alle aus schweren familiären Verhältnissen. Die Familien sind sehr arm, die Kinder haben oft mehrere Geschwister und leben in kleinen Häusern in den Armenvierteln Petroşanis. Viele sind auch in den Sozialbauten untergebracht, wo sie auf beengtem Raum leben müssen. Das ist besonders im kalten Winter eine harte Zeit für die Einwohner Petroşanis, in der es auch vereinzelt zu Todesfällen durch Erfrierungen kommt. Außerdem hat die Stadt nun unsere Zuschüsse abgedreht, sodass wir nichts mehr für das Kindertageszentrum bekommen. Alles wird nur noch von Spendengeldern finanziert, was uns besonders in Blick auf die Zukunft Sorgen macht.

Altenhilfe (Cimas)

So sehen einige Häuser der Patienten im Armenviertel aus.

Die Caritas betreut nicht nur das Kindertageszentrum, sondern führt auch täglich Besuche bei alten und kranken Menschen durch. Nach etwa einem Monat habe ich mich dazu entschlossen auch bei diesem Projekt, dem sogenannten „Cimas“, zweimal die Woche morgens zu helfen.
Von 9-12 Uhr fahre ich Melinda  zu den Häusern der Patienten und begleite sie bei den Besuchen. Hier geht es hauptsächlich um ärztliche Versorgung und die Versorgung mit Lebensmitteln. Einige der Patienten haben schwere Krankheiten und liegen im Sterben. Mit anderen kann ich mich aber sehr gut unterhalten, weshalb mir die Besuche im Großen und Ganzen Spaß machen.

Sommercamps in Simeria

                                                                                              Morgensport mit den Kids im Garten

Christiane und ich fuhren schon Ende August mit in die jährlichen Sommercamps nach Simeria. Dieses Jahr wurden die Kindergarten- und Schulkinder je auf zwei verschiedene Fahrten aufgeteilt. Mit dem Zug ging es zuerst nach Deva, wo wir mit den Kindern im Park spielten und danach ins Kino gingen. Die restlichen beiden Tage verbrachten wir aufgrund der heißen Temperaturen im Schwimmbad. Donnerstags abends machten wir ein kleines Feuer und bereiteten eine Süßigkeit aus Marshmallows, Keksen und Schokolade zu. Freitags kam der Priester in unser Haus und beschäfigte die Kinder mit Erzählungen und Musik.

Social Games

Zusammen mit Christiane überlegte ich mir wöchentlich ein paar Spiele, die die Kinder darin üben, aufmerksamer zu sein und auf die anderen Kinder zu achten. Es war schön zu sehen, wie viel Spaß sie dabei hatten:

Bald kam dann auch schon der Tag, an dem wir Christiane verabschieden mussten (was nicht ganz ohne Tränenfießen möglich war, da wir eine wundervolle Zeit zusammen hatten). An dieser Stelle noch mal vielen Dank für alles, Christiane! Von diesem Tag an lebe ich nun alleine hier im Caritashaus. Anfangs war es eine große Umstellung für mich komplett alleine zu sein, doch mit der Zeit gewöhnte ich mich immer mehr daran.

Teambuilding


Anfang September stand nun das jährliche Teambuilding der Caritas an, bei dem Caritasmitarbeiter aus der ganzen Region teilnehmen. Dieses Jahr fand das Teambuilding am Roten See (Lacul roşu) im ungarischsprachigen Teil Rumäniens statt.
Besonders schön war es für mich, dass ich Rahel dort zum ersten Mal nach der Ausreise wiedergesehen habe. Zusammen hatten wir drei schöne Tage am See, wanderten viel in den Bergen und verbrachten einen gemütlichen Abend im Hotel, bei ungarischer Musik.

Fii voluntar (Sei Freiwilliger)

Eine Woche lang bin ich zusammen mit meinen Kollegen der Caritas morgens in die Gymnasien Petroşanis gefahren, wo wir die Arbeit als Freiwilliger vorgestellt haben. Ziel war es, einige Schüler dazu zu motivieren Freiwilliger zu werden, da der Bedarf nach helfenden Händen sehr hoch ist.

Besonders überraschend war für mich, dass wir dort an einem Morgen von dem Fernsehen begleitet wurden, und ich ganz spontan ein paar Worte über mich sagen sollte. So schnell landet man also zum ersten Mal im Fernsehen und im Landesradio! 🙂 Hier der Link für euch: https://www.youtube.com/watch?v=3zYNXQkPmnQ&t=168s

So, das waren nun sehr viele Informationen und Eindrücke in meine Arbeit! Was als Nächstes so passiert, erfahrt ihr in meinem nächsten Rundbrief!

Bis dahin: „La revedere şi pe curând!“ (Auf Wiedersehen und bis bald!)

Eure Alina