In Uganda auf Entdeckungstour
Lieber Solidaritätskreis, Freunde und Verwandte!
Ich bin jetzt bereits über drei Monate hier in Uganda und ich muss sagen mir gefällt es hier. Das liegt hauptsächlich an den Leuten, die ich hier kennengelernt habe. Sie geben mir das Gefühl zuhause zu sein. Aber keine Sorge ich komme auch wieder zurück nach Deutschland. Auch meine Tätigkeit hier und meine Freizeitbeschäftigungen machen es mir leicht mich hier wohl zu fühlen. Doch jetzt genug drum herum gelabert. Ich möchte jetzt meine Erfahrungen in der ersten Zeit in Uganda mit euch teilen.
Ab nach Uganda!
Angefangen hat mein Abenteuer natürlich mit meinem Hinflug am 15.08. Irgendwie konnte ich noch gar nicht richtig wahrnehmen, dass ich ein Jahr in Uganda leben werde bis ich mich von meiner Familie verabschieden und alleine den Flug antreten musste. Das ging alles so schnell. Beim Zwischenstopp in Addis Abeba habe ich mich das erste Mal etwas einsam und verloren gefühlt. Schließlich bin ich dann nach 10 Stunden Flugzeit in Entebbe, dem einzigen Flughafen in Uganda, angekommen. Mit dem Visum hat alles geklappt nur ist ein Gepäckstück nicht angekommen, in dem meine wertvolle Trompete war. Also musste ich das erst einmal am Schalter melden bevor mich draußen am Flughafen meine jetzigen Kollegen herzlich in Empfang nehmen konnten. Zum Glück ist mein zweiter Koffer nach ca. einer Woche wieder aufgetaucht.
Ugandisches Flair
Auf der Fahrt zu meiner Einsatzstelle Somero Uganda in Kampala, wo ich auch untergebracht wurde, hatte ich schon etwas zum Staunen. Ich war und bin immer noch so fasziniert von den exotischen Pflanzen und Tieren hier. Auch die rötlich gefärbte Erde war etwas Neues für mich. Sie ist auch der Grund warum es hier so staubig ist und die Klamotten so schnell dreckig sind. Das Klima hier ist sehr trocken und warm außer wenn es regnet. Wenn es regnet, dann oft nur kurz, gebietsweise und sehr stark. Außer den kuriosen Vögeln sieht man hier auch überall Nutztiere wie Kühe oder Hühner herumlaufen. Statt Abwasserrohre gibt es hier Abflussrinnen an den Straßenrändern, die zum Fluss führen.
Was mir aber am meisten aufgefallen ist war der Verkehr. Erst einmal ist hier Linksverkehr und dann kommt noch dazu, dass es so aussieht als würde jeder fahren wie er will. Es schlängeln sich überall Boda Bodas (Motorradtaxis) durch, Menschen gehen einfach über die Straße und täglich ist mindestens zweimal Stau, wobei dann auch die Gegenfahrbahn mitbenutzt wird. Ich sage nur, keine Ordnung ist auch eine Ordnung, denn es funktioniert. Zwar muss man sehr aufmerksam sein, da es sehr oft zu Verkehrsunfällen kommt, aber mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür wie man sich verhalten muss, um sicher an sein Ziel zu kommen.
Wohnen in Kampala
Als wir in meiner Einsatzstelle der Berufsschule Somero Uganda ankamen, wurde mir zuerst die Anlage und mein Zimmer gezeigt. Ich wohne alleine in einem Zimmer auf dem Gelände und teile mir mit meinen Nachbarn, welche auch Kollegen oder andere Freiwillige sind, ein Bad. Mein Zimmer hat mehrere Bettgestelle, einen Schreibtisch, ein Regal, ein Schrank und eine Gefriertruhe. Ich bekomme unter der Woche Mittagessen und muss sonst selber kochen, weshalb ich auch jede Woche auf dem Markt in der Innenstadt einkaufen muss. Was mir wahrscheinlich fehlen wird, ist die Frische von den Lebensmitteln. Vor allem genieße ich die vielen verschiedenen Obstsorten und das frisch geschlachtete Hähnchen. Ich war so fasziniert als ich ein Hähnchen kaufte und es noch warm war.
Allgemein sind die Wohnungen simpel gehalten, aber man hat alles was man braucht. Zum Beispiel haben die meisten nur ein Plumpsklo, man wäscht sich mit Eimer, Wasser und Schwamm außerdem kochen die meisten mit Kohle. Ich habe den Vorteil Gas zum Kochen und ein Badezimmer zu haben. Zwar musste ich mich an die kalte Dusche gewöhnen, aber besser als nichts. Meine Kleidung muss ich aber auch per Hand waschen, was mich aber nicht stört. Im Gegenteil, dadurch bewege ich mich öfter und mit den Händen werde ich auch geschickter, wenn ich selber kochen und waschen muss. Außerdem, sind vor Kurzem neben mir zwei junge Frauen aus den Niederlanden eingezogen, die ein 3-monatiges Praktikum bei Somero machen. Mir hat auch jemand anderes angefangen Gesellschaft zu leisten. Und zwar wurde mir erlaubt einen kleinen Kater zu beherbergen, welchen ich von einer Freundin hier bekommen habe.
Wie auch der Kater musste ich mich an meine neue Umgebung gewöhnen. Somero befindet sich mitten in Kazo, so einer Art Slum. Ich kann mich also nicht alleine draußen aufhalten, wenn es dämmert oder dunkel ist. Auch am Tag muss man vorsichtig sein, vor allem in der Innenstadt. Auf den Verkehr, seine Tasche und vor allem auf sein Handy muss man Acht geben. Handys sind sehr beliebte Ware zum Stehlen, denn von jedem den ich hier kenne wurde mindestens einmal das Handy geklaut. Ich wurde zum Glück noch verschont, denn ich musste mir ein neues Handy kaufen, da die SIM-Karten hier mit meinem mitgebrachten etwas älteren Handy nicht funktioniert haben. Leider habe ich auch schon mitbekommen, wie Diebe in die Wohnung meiner Freundin eingedrungen sind, den Ehemann verletzten und alle Wertgegenstände klauten. Das kommt unglücklicherweise in sozial benachteiligten Gebieten sehr oft vor und auch Vergewaltigungen sind keine Seltenheit. Man sieht auch oft vor allem in der Innenstadt wie Leute auf der Straße schlafen oder betteln. Viele verdienen ihr Geld zum Überleben, indem sie eigenbewirtschaftete Ware, Essen oder Lebensmittel verkaufen. Auch deshalb kann man so gut wie überall alles kaufen. Das ist einer der Vorteile in Kampala zu wohnen neben dem leichten Transport mit dem Taxi oder Boda Boda. Dafür muss man hier aber auch geduldig sein, da man sehr oft warten muss. Ob wegen Stau oder unpünktlichem Erscheinen. Allgemein definieren die Ugander die Uhrzeit anders. Wenn man sich auf eine bestimmte Uhrzeit verabredet, heißt es dass man mindestens eine halbe Stunde später kommt. Vor allem wenn es am Morgen geregnet hat oder es länger regnet bleibt man lieber im Haus. Auffällig ist auch der Müll auf den Straßen und im Fluss, was aber nicht bedeutet, dass die Menschen hier nicht hygienisch sind. Hygiene spielt eine sehr wichtige Rolle. Jeden Morgen säubert ein Aufräumtrupp die Hauptstraßen und die Ugander waschen sich und ihre Häuser manchmal mehrmals am Tag. Nichts desto trotz habe ich mich schon an die Vor- als auch Nachteile hier gewöhnt und habe schon alternative Lösungen gefunden, wie zum Beispiel mich nicht unnötig zu hetzen.
In der ersten Zeit hier fiel es mir wirklich schwer mich zurecht zu finden, da für mich jede Ecke gleich aussah. Aber ich muss sagen, dass ich hier wirklich meine Orientierung trainiere und jetzt weiß worauf ich achten muss, um mich nicht zu verirren. Und selbst wenn man sich verirrt kann man einfach jemanden ansprechen und nach dem Weg fragen. Die meisten Leute sind sehr nett und hilfsbereit.
In Gesellschaft mit Ugandern
Wenn ich schon von den Leuten rede, kann ich euch davon erzählen, wie man hier als weiße Person ankommt. Obwohl Kampala die Hauptstadt von Uganda ist, sehe ich hier sehr selten weiße Personen. Deshalb bekommt man sogar hier in der Hauptstadt viel Aufmerksamkeit als Weißer. Man wird natürlich sehr oft angesprochen, angestarrt und vor allem die Kinder sind immer aufgeregt, wenn sie einen sehen. Leider sind hier viele der Überzeugung, dass man viel Geld hat, wenn man weißhäutig ist, weshalb viele mit einem befreundet sein wollen. Die ständige Aufmerksamkeit ist mir schon fast zu viel und jedes Mal, wenn man mich „Musungu“ (Weißer/aus GB) nennt fühle ich mich als wäre ich nur ein Objekt, einer von vielen reichen Weißen. Da habe ich es lieber, wenn sie mich nach meinem Namen fragen. Aber damit kann ich leben und werde es vielleicht sogar vermissen überall Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
Die Leute hier sind sehr aufgeweckt und offenherzig. Ich habe auch schon etwas Luganda, die Sprache hier in der Region, gelernt. Das macht es mir nochmal ein bisschen einfacher mich weniger als unwissender Tourist zu fühlen. Wenn ich etwas auf Luganda sage, sind die Leute überrascht und freuen sich. Dadurch fühle ich mich automatisch ein bisschen mehr akzeptiert und respektiert. Mir ist aufgefallen, dass die Ugander oft nur Laute benutzen, um zum Beispiel ihre Verwunderung, Verständnis oder Verwirrung auszudrücken. Ich fange auch schon an anstatt „Yes“ einfach nur „Mmh“ zu antworten. Außerdem habe ich mir schon angewöhnt jedes Mal nach der Begrüßung zu fragen wie es einem geht.
Was die Mode hier angeht sind die Ugander gar nicht so verschieden und doch auch sehr speziell. Hier zieht jeder an, was er will und viele Frauen tragen figurbetonte Kleidung, was aber auch daran liegt, dass ich hier in der Stadt und nicht auf dem Land bin. Bei der Frisur sieht das ganze anders aus. Die Frauen flechten Extensions, künstliches Haar, auf verschiedene Art und Weise in ihre Haare. Das ganze hält ca. 3 Wochen bis 2 Monate. Ich habe es selbst mal ausprobiert, wenn ich schonmal hier bin, und es war echt schmerzhaft. Zwar sah es wirklich gut aus, aber mir war dann doch mein Schlaf wichtiger und ich habe meine Braids nach weniger als einer Woche wieder raus machen lassen. Ich kann nicht verstehen, wie die Frauen hier das aushalten sich schon von klein auf Braids machen zu lassen. Was man nicht alles für sein Aussehen tut.
Mich hat anfangs auch der starke Glaube hier überrascht, was ich jetzt aber gut nachvollziehen kann. Im Allgemeinen sind die meisten Leute muslimisch oder christlich. Bezüglich den Christen hier gibt es sehr viele Kirchen und sogar Prediger auf den Straßen. Was ich aber auch mitbekommen habe ist der Aberglaube. Es stehen Menschen für mehrere Stunden an, nur um heiliges Wasser zu kaufen, was angeblich an einem bestimmten Tag schweben wird. An Hexenmagie glauben auch viele Leute und erklären damit die psychisch erkrankten Menschen. Aber gerade wegen den gefährlichen Verkehrsumständen, den gesundheitlichen Risiken und den gesellschaftlichen Problemen kann ich den starken Glauben an Gott verstehen. Der Tod ist hier präsenter und damit auch der Glaube. In vielen Lebenssituationen wie im Basketball oder in Meetings wird gebetet. Die Menschen hier schätzen ihr Leben und das was sie haben. Oft bezeichnen die Christen hier Glück als Werk Gottes, denn es lässt sich nicht erklären. Auch ich habe angefangen mehr zu glauben und in manchen Situationen hilft es mir wirklich mich sicherer zu fühlen.
Meine Aufgabe
Die erste Woche hier habe ich zum Eingewöhnen und zur Orientierung bekommen, bevor mich mein Mentor zu sich gerufen hat. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich meine Kollegin morgens im Sekretariatsunterricht unterstützen und nachmittags eineinhalb Stunden die Sprachen Deutsch, Spanisch und Französisch interessierten Schülern beibringe. Außerdem schreibe ich den monatlichen News Letter von Somero Uganda. Es macht mir wirklich Spaß mein Wissen zu teilen und selbst lerne ich auch jeden Tag dazu, ob über die Kultur oder mich selbst.
Generell ist Somero Uganda eine Art Berufsschule für hauptsächlich junge Frauen, die wegen finanziellen oder familiären Gründen nicht in der Lage sind ihren Schulabschluss zu machen oder zu studieren. Hier wird ein Näh-, Frisier-, Design und Graphics, Sekretariats- sowie Photography und Videographykurs angeboten. Es werden auch wöchentlich BCC sessions (Behavior Communication Change) abgehalten, in denen den Schülern wichtige Themen wie HIV, Selbstvertrauen oder Gebrauch von Kondomen näher gebracht werden.
Freizeitaktivitäten
Ich habe eine Basketballmannschaft gefunden, mit der ich am Anfang trainiert habe und nächstes Jahr nach der Pause wieder weiter machen werde. Da Bewegung und Sport sehr wichtig für mich sind und ich leider keinen Leichtathletikverein hier finde, ist Basketball eine gute Lösung für mich. Im Allgemeinen bewege ich mich hier viel mehr und öfter, da ich hier waschen, putzen und viel laufen muss. Nach langem Suchen habe ich schließlich eine Jazz Band hier gefunden und werde auch im Symphonie Orchester mitspielen. Da es hier viel schwerer ist an Noten zu kommen wird hier viel mehr improvisiert und die Musiker hier haben ein sehr gutes Gehör, sowie gute Musiktheorie Kenntnisse. Was das angeht muss ich noch viel dazu lernen und üben. Nebenher mache ich auch viel mit Freunden, die ich hier kennengelernt habe. Ob mit anderen Freiwilligen oder Ugandern. Wir gucken viele Filme oder hier wird auch sehr gerne getanzt. Bis jetzt war ich noch nicht so oft außerhalb von Kampala außer einmal in Jinja und Lira. Aber ich habe ja noch genug Zeit mir Vieles anzugucken.
Ich weiß jetzt schon, dass mir der Abschied von hier schwer fallen wird, da ich mir hier sozusagen ein neues Leben aufgebaut habe. Aber dafür wird es umso schöner sein meine Freunde und Familie wieder zu sehen. Bis dahin genieße ich die Zeit hier noch und werde euch auf dem Laufenden halten.
Viele liebe Grüße aus Uganda 😉
Eure Janine