Indien, 1. Rundbrief Hanna Goebel

1. Rundbrief: Indien, Friendly Home

Jetzt bin ich schon über 3 Monate hier und es wird Zeit für meinen ersten Rundbrief. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwer fällt über die bisherige Zeit zu schreiben aber ich habe einfach schon so viel erlebt, dass ich gar nicht weiß wo genau ich anfangen soll…..
Als erstes ist zu sagen, dass es sich hierbei um meine eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen handelt und dies auf gar keinen Fall verallgemeinert auf das Land Indien oder den Bundesstaat Tamil Nadu zu trifft. Dabei muss man immer bedenken, dass ich aus Deutschland komme und die Kultur nicht richtig kenne und manchmal auch noch nicht richtig verstehe.
Am 18.August bin ich in Chennai gelandet und war super aufgeregt, was mich denn nun wirklich alles erwarten wird. Dorthin sind Helena, meine Vorfreiwillige sowie Fr Navin, der Direktor im Kinderheim mich abholen gekommen. Die ca. 4h Autofahrt nach Alangayam war super aufregend, da der indische Verkehr doch ganz anders funktioniert. Nach kurzem Schock bin ich inzwischen super fasziniert von dem Verkehrschaos. Alles beruht auf Kommunikation und obwohl ich manchmal das Gefühl habe, dass das niemals so gehen kann gab es bis jetzt gar keine Probleme. Dies gilt hier generell, in Indien wird für alles eine Lösung gefunden.
Der Ort, in dem ich nun lebe heißt Alangayam. Es ist ein Dorf im Bundesstaat Tamil Nadu, im südöstlichen Indien. Ich habe hier ein Zimmer auf dem Gelände des Kinderheims Friendly Home in dem Verwaltungsgebäude.
Das Kinderdorf Friendly Home

 

 

 

 

Seit 3 Monaten bin ich jetzt im Friendly Home in Alangayam, Tamil Nadu, Indien. Hier im Kinderdorf leben momentan 40 Kinder. Außerdem gibt es eine zweite Einheit in Vaniyambadi, wo die 11 älteren Jungen untergebracht sind. Es gibt 3 Betreuerinnen, die alle Anfang bis Mitte 20 sind. Das ist super praktisch für mich, da ich so für Hilfe in jeglichen indischen Kleidungsproblemen z. B. das Anziehen eines Saris oder ähnlichem immer jemanden habe den ich fragen kann. Die Kinder sind zwischen 6-17, sodass eigentlich jede Altersklasse vertreten ist. Dies macht meine Tage hier auch so abwechslungsreich, da man sowohl mit dem ganz kleinen Memory spielen kann, als auch den Älteren beim Lernen für wichtige Prüfungen helfen kann. Die Kinder werden hier ziemlich selbstständig erzogen, sodass sie ihre Aufgaben wie Waschen, Putzen, im Garten arbeiten alles selbst machen müssen. Dies finde ich super beeindruckend, da ich das nicht als selbstverständlich ansehe, dass die ganz kleinen schon so viele Aufgaben übernehmen. Dann auch gleich zum Thema waschen, was ich in Deutschland ja schon ziemlich verflucht habe. Dass ich hier mit der Hand waschen muss, macht mir inzwischen relativ viel Spaß. Zwar brauche ich noch ewig, genieße es dabei aber sehr ein bisschen Zeit für mich zu haben. Im Kinderheim helfe ich mit bei der Gartenarbeit, spiele am Nachmittag Indoor oder Outdoor Spiele. Dreimal die Woche gehen wir hier alle zusammen in die Kirche.

Essen

Das Thema Essen ist hier in Indien super wichtig. Die erste Frage nach der Begrüßung ist, ob man gegessen hat und was man gegessen hat. Dies ist für mich super ungewöhnlich, aber hier wird es mit glücklich und gesund sein gleichgesetzt. Inzwischen habe ich mich so daran gewöhnt, dass ich auch begonnen habe es zu fragen. An alle die gedacht haben ich werde hier nicht genug zu essen bekommen, die kann ich beruhigen. Die indischen Portionen sind unglaublich riesig, ich bin immer noch nicht in der Lage so viel zu essen wie nach indischer Vorlage für mein Alter angemessen wäre. Das Essen ist trotz des hohen Reisanteils relativ vielfältig, wobei das Frühstück zu meinen Lieblingsspeisen gehört. Mein Lieblingsessen ist momentan Dossai mit Chutney. Bei Dossai handelt es sich um eine Art Pfannkuchen der dann entweder mit Samba oder Chutney, dabei handelt es sich um verschiedene Soßen, gegessen wird. Auch an die Schärfe des Essens habe ich mich mittlerweile gewöhnen können. Dies erschien mir am Anfang fast unvorstellbar, aber inzwischen bin ich in der Lage fast alles hier zu essen auch wenn einige Gerichte noch scharf für mich sind. Dies war nicht immer so, am Anfang konnte ich die Schärfe gar nicht vertragen, mein Mund hat sofort unglaublich zu brennen angefangen. Zum Glück helfen Milchprodukte dabei, auf dieses Hilfsmittel greife ich immer noch gerne zurück. Damit der Mund nach dem Essen nicht so brennt, trinke ich einfach eine Tasse Milch oder Court. Aber das Vegetarier-Dasein habe ich hier schnell aufgegeben. Es gibt zwar nicht sehr oft Fleisch, aber dafür 1x die Woche Fisch, also rein theoretisch wäre es möglich sich hier vegetarisch zu ernähren. Aber vor allem das Hühnchen schmeckt mir hier einfach zu gut.

Mein Lieblingsplatz das Dach

Meinen Rückzugsort habe ich auf dem Dach vom Verwaltungsgebäude gefunden. Ich genieße es dort mich zu sonnen, den Sonnenuntergang zu beobachten oder einfach abends dort zu sitzen, den Tag zu überdenken und zu telefonieren. Auch den Ausblick über Alangayam finde ich schön. Hier in Indien sind die Häuser fast alle so gebaut, dass es eine Dachterrasse gibt, die jedoch kaum
genutzt wird.

Alangayam und Umgebung

Alangayam ist ein relativ großes Dorf, hier bekommt man alles was man so zum alltäglichen Leben braucht. Und sonst gibt es von hier auch eine gute Verbindung in die umliegenden größeren Orte. Alangayam ist am Wachsen. Hier werden größere, modernere Häuser gebaut. Einerseits finde ich das schön, da das Einkaufen im Supermarkt sehr praktisch ist, man erhält dort fast alles, aber andererseits finde ich das es den Charme des Dorfes verändert, da die kleineren meist bunten Häuser meiner Meinung doch schöner aussehen wie die großen Neubauten.
Leider sieht man eine relativ große Verschmutzung wenn man in Alangayam unterwegs ist, dies trifft vor allem auf die Wasserkanäle zu, sodass ich an dieser Stelle auch lieber die Fotos erspare…. Auch die Verschmutzung durch Plastik ist relativ hoch. Wobei ich jedoch auch sagen muss, dass ich mir die generelle Verschmutzung viel schlimmer vorgestellt habe.

Die Landschaft ist geprägt von Palmen und Reisfeldern. Auch die Berge die Alangayam umschließen prägen die Erscheinung und zum Glück auch das Klima.
Wenn ich irgendwo hinfahre, sei es mit dem Bus oder mit dem Auto, kann ich nicht aufhören auf dem Fenster zu schauen, so beeindruckt bin ich von der Landschaft und den ganzen Eindrücken, die man so sammeln kann. Obwohl man eine Strecke schon unglaublich oft gefahren ist, finde ich jedes Mal etwas neues, was mir vorher noch nicht aufgefallen ist.

Bald ist schon Weihnachten und die Weihnachtsvorbereitungen, wie Sterne basteln und die Häuser zu dekorieren laufen hier schon.
Zum Abschluss möchte ich euch allen danken, die diesen Rundbrief lesen. Und Frohe Weihnachten, sowie ein frohes neues Jahr 2019 wünschen

Liebe Grüße aus Indien

Hanna