Hallo liebe Familie, Freunde, Bekannte und Hallo lieber Soli-Kreis!
Wie einige von Euch mittlerweile sicher mitbekommen haben, bin ich nicht wie erwartet in Awgu, Nigeria gelandet.
Das Auswärtige Amt hat kurz vor meinem geplanten Abflugtermin die Projektstelle aus Sicherheitsgründen nicht verlängert.
Darüber war ich zunächst sehr traurig, weil ich mich schon sehr auf diese Einsatzstelle gefreut und mich darauf auch vorbereitet hatte.
Aber was soll man machen – nicht alles im Leben ist planbar.
Also suchte Anne schnell Kontakt zu anderen Einsatzstellen weltweit und bemühte sich zusammen mit mir, schnellstmöglich eine für mich geeignete Alternative zu finden.
Wenige Tage später saß ich dann auch schon im Flugzeug nach Rwanda.
Am 11.09.2018 bin ich dann also mitten in der Nacht in Kigali am Flughafen angekommen. Dort warteten schon mein Ansprechpartner vor Ort und Mentor Gatete Innocent zusammen mit einem Aspiranten, Celestin.
Sie begegneten mir sehr freundlich. Celestin nahm mir mein Gepäck ab und lud es ins Auto. Zusammen fuhren wir dann zum Centre des Jeunes Don Bosco, meiner Projektstelle.
Die ersten Wochen bekam ich Zeit, mich entspannt einzuleben und Organisatorisches zu erledigen (Sim Karte, Visum, ID-Card, etc.).
Da es sich bei Don Bosco um eine Kommunität handelt und ich wie ein Mitglied aufgenommen wurde, esse ich täglich um 12 Uhr und um 19 Uhr zusammen mit den Brüdern. Das Frühstück um 6:30 Uhr lasse ich meistens aus.
Nach einigen Tagen hatte ich dann mein erstes Meeting mit Innocent.
Er ist erst ein paar Wochen bevor ich ankam Direktor des gesamten Centres geworden. Zuvor war er Leiter der „TVET school“, welche er immer noch leitet.
Da ich leider erst recht spät während des Schuljahres ankam und sich alle auf ihre Examen und einige auf ihre „final examinations“ vorbereiteten, wollte er mich zunächst nicht in der Schule einsetzen.
So wurde meine Hauptaufgabe das Oratorium, welches täglich um 14 Uhr beginnt. Gegen 15 Uhr kommen dann die meisten Kinder.
Zur Erklärung: Jeden Tag kommen Kinder aus der ganzen Stadt nachmittags zum Spielen und Sport treiben hierher. Das Angebot ist riesig: von Fußball über Volleyball bis hin zu Akrobatik und einer Trommelgruppe.
Sobald es dunkel wird, was ganzjährig zwischen 17 und 18 Uhr der Fall ist, verschwinden alle wieder.
Daher hatte ich nur 3 Stunden am Tag etwas zu tun, was ich beim nächsten Meeting mit Innocent auch angesprochen habe.
Im Dezember gab es hier dann allerdings das Angebot der „Patronage“. Jede Woche fand für verschiedene Altersgruppen von Kindern und Jugendlichen eine Art Sportcamp statt. Dort betreute ich mit anderen jungen Erwachsenen als Animateur die Kinder- und Jugendgruppen.
Da das Meiste auf Kinyarwanda, der Sprache Rwandas, lief, habe ich vieles nicht verstanden; mit Nachfragen auf Englisch und Händen und Füßen klappte dann aber doch mehr als erwartet.
Einem Schüler, der im November sein letztes Schuljahr beendet hatte, brachte ich ab Dezember etwas Deutsch bei, da er ab Februar einen Freiwilligendienst in Deutschland leisten sollte.
Das machte mir immer viel Spaß.
Damit hat leider auch mein einziger „Tiefschlag“ bis jetzt zu tun:
Denn sein Visumsantrag wurde zweimal abgelehnt und er wird leider keinen Freiwilligendienst in Deutschland machen dürfen.
Diese Entscheidung der Botschaft hatte allerdings viele Gründe und muss wohl oder übel so akzeptiert werden.
Besonders für den Freiwilligen ist es natürlich enorm schade, dennoch konnten SoFiA e.V. und auch ich aus dieser Erfahrung einiges lernen.
Deutschunterricht gebe ich trotzdem weiterhin für ein paar Interessierte. Diese sprechen und träumen davon eines Tages nach Deutschland zu reisen oder dort zu studieren.
Einer von ihnen hat mich auch zum Essen zu sich nach Hause eingeladen.
Darauf freue ich mich schon sehr!
Es gilt in Rwanda als besondere Geste des Respekts jemanden zu sich zum Essen einzuladen.
Da nicht jeder immer etwas zu essen hat und das im Bewusstsein der RwanderInnen fest verankert ist, ist es ein gesellschaftliches Tabu, auf der Straße zu essen oder etwas anderes als stilles Wasser zu trinken.
Denn, wenn etwas zu essen da ist, dankt man in der Regel Gott und zelebriert es, das Essen zu genießen. Es wird sich Zeit zum Essen genommen.
Diesen Umgang mit Essen finde ich persönlich sehr schön – es entschleunigt und schafft immer wieder ein neues Bewusstsein dafür, wie gut es einem geht, allein, weil man etwas zu essen hat.
Zudem überlege ich auch einen Debattierclub zu gründen, um das Englisch der SchülerInnen zu verbessern. Da sie dort die Möglichkeit hätten, sich auf Englisch auszutauschen. Dies wäre für ihre „final examinations“ von Vorteil. Untereinander sprechen sie nämlich kaum bis gar kein Englisch, sondern nur Kinyarwanda.
In den nun über 4 Monaten, die ich bereits hier bin, bin ich zusammen mit meinem Mitfreiwilligen Felix auch schon ganz gut herum gekommen. Vor allem die Tages- oder Wochenendtrips zu ihm nach Nyarurema und zu anderen Freiwilligen in Rwanda, welche auf der sogenannten „Countryside“ des Landes wohnen, haben mir besonders gefallen.
Sie zeigten mir ein ganz anderes Rwanda als das, welches ich hier in Kigali erlebe.
Ein grüneres, frischeres und ruhigeres Rwanda.
Kigali ist in manchen Stadtteilen mit westlichen Großstädten vergleichbar, aber in vielen Teilen entspricht die Wohnsituation dem Bild, das viele Leute vor Augen haben, wenn man ihnen erzählt „Ich komme aus Afrika“ oder „Ich gehe nach Afrika“.
Dieses Stadt-Land-Gefälle hier in Rwanda empfinde ich als beeindruckend und zugleich erschreckend. Auch in Deutschland gibt es große Unterschiede zwischen Stadt- und Landleben, so beschwert man sich z.B. über schlechtes Internet auf Dörfern oder schlechte öffentliche Nahverkehrsmittel im ländlichen Raum. Aber das steht in keinem Vergleich zu Ruanda. Kigali ist sozusagen die einzige richtige Großstadt, bzw. überhaupt die einzige Stadt im ganzen Land. Ohne genaue Zahlen zu kennen, bin ich mir sicher, dass Kigali einen Großteil aller finanziellen Mittel jeglicher Art schluckt und im ländlichen Bereich nahezu nichts davon ankommt. Die Bauweise der Häuser, die Stromversorgung und fließendes Wasser sind im ländlichen Raum keine Selbstverständlichkeit. Eine Sache gibt es allerdings im ganzen Land und das ist im Verhältnis zu Deutschland billiger: schnelles mobiles Internet.
Allerdings würden die Meisten es sofort gegen Strom und fließendes Wasser tauschen.
Auch reisten Felix und ich zusammen nach Uganda, zu Janine nach Kampala, einen Tag war sogar noch Kathi dabei. Es war wirklich schön, nochmal etwas mit Freiwilligen von SoFiA zu unternehmen, da wir uns bereits gut durch die intensive Vorbereitung kannten.
Kampala an sich gefällt mir nicht – laut, hektisch, staubig, vermüllt.
Verglichen mit Kampala ist Kigali herrlich ruhig, sauber und da es viel mehr „Grün“ in Kigali gibt, ist auch die Luftqualität hier deutlich besser.
Die Reisen, die wir in Uganda unternommen haben, waren allerdings wunderschön. Da lasse ich einfach ein paar Bilder für sich sprechen:
Am 16. Februar startet hier in Rwanda unser Zwischenseminar, zu welchem auch Janine und Kathi dazu stoßen werden.
Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Mal!