Uganda: 2. Rundbrief von Katja Hopf

Liebe Familie, Freunde, Bekannte und Interessierte,

die Zeit rast und mittlerweile bin ich schon seit einem halben Jahr in Uganda. Die vergangenen Monate waren unglaublich spannend für mich, da ich nicht nur viel Zeit in meinem neuen Zuhause verbrachte, sondern die langen Schulferien in Uganda auch zum Reisen nutzen konnte. Außerdem stand natürlich das erste Weihnachtsfest ohne meine Familie vor der Tür, wovon ich Euch auch gerne berichten möchte.

Ende des Schuljahres und festliche Vorbereitungen

Anfang Dezember begannen in Uganda die zweimonatigen Schulferien während der Trockenzeit. Deshalb war in der Schule für Kinder mit geistigen Behinderungen und Lernschwierigkeiten, in der ich arbeite, für die letzte Novemberwoche noch so einiges geplant. So standen zum einen noch die Prüfungen zum Ende des Schuljahres an, gleichzeitig begannen wir aber auch schon ein Weihnachtslied einzuüben, das wir am Sonntag im Gottesdienst vortragen wollten. Am Freitag und Samstag bekamen wir dann noch Besuch von einer Frau aus Kampala, die mit uns einen Workshop machte. Sie brachte uns allen bei, wie man Kerzen gießen kann. Die Kinder bekamen dabei alle ihre eigenen persönlichen Aufgaben, wie zum Beispiel die Formen für die Kerzen einzufetten oder den Docht abzumessen und zurechtzuschneiden. Und so stellten wir in den zwei Tagen so einige Kerzen her, um am Sonntag damit, passend zum ersten Advent, in die Kirche einzulaufen.

Singen in der Kirche

Nach der Messe mit Gesang und Kerzenlicht gab es dann noch die Zeugnisverleihung für die Schülerinnen und Schüler und ein anschließendes Mittagessen mit allen Kindern, Eltern und Angestellten der Schule. Meiner Meinung nach war dieser Tag wirklich ein gelungener Abschluss für das Schuljahr und ich freute mich schon total darauf, die Kinder im Februar wiederzusehen.

Anfang Dezember konnte ich meine freie Zeit dann nutzen, um noch einmal ein bisschen im Gesundheitszentrum mitzuhelfen und all die Leute wiederzusehen, mit welchen ich auch schon in den ersten Wochen meiner Zeit in Uganda zusammengearbeitet habe. Mitte Dezember hatte ich dann aber schon kaum mehr Gelegenheiten, um ins Gesundheitszentrum zu gehen, da hier die Vorbereitungen für ein Fest begannen. Bei diesem Fest handelte es sich aber nicht um Weihnachten, sondern um den St. Peters Day, das Patrozinium unserer Kirche hier in Ococia. Das bedeutet, dass an diesem Tag der Bischof zu Besuch kam und deshalb schon die komplette Woche davor das ganze Dorf Kopf stand. Jeder war mit planen, kochen, putzen, einkaufen und dekorieren beschäftigt. Als der Bischof dann schließlich da war, stand ein langer Gottesdienst im Freien, mit fünf Hochzeiten und über 100 Firmungen, auf dem Programm. Die ganze Veranstaltung ging fast sechs Stunden, wovon aber nur etwa die Hälfte zum wirklichen Gottesdienst gehörte. Die restliche Zeit wurde mit Reden, Tänzen und Gesang gefüllt.

Besuch des Bischofs

Nach diesem Tag konnte es dann endlich mit den Weihnachtsvorbereitungen losgehen. Die Kirche und auch der Konvent wurden mit bunten Bändern, Luftballons und Lichterketten dekoriert und die nächste große Kochaktion wurde gestartet. Denn ein Fest ist hier nur ein richtiges Fest, wenn es Fleisch und Softgetränke gibt, und so gab es in den Tagen um Weihnachten herum mehr Fleisch, als in den gesamten vier Monaten zuvor. An Heiligabend gab es dann schließlich einen Gottesdienst, der allerdings der kürzeste und am wenigsten besuchte Gottesdienst war, den ich besucht habe, seit ich hier bin. Obwohl Weihnachten hier erst richtig am 25.12. beginnt und die Messe deshalb auch so unspektakulär war, hatte ich während diesem Gottesdienst das einzige Mal kurz das Gefühl, dass gerade tatsächlich Weihnachten ist. Ich glaube das lag primär daran, dass es draußen schon dunkel war und somit nur das Licht der Kerzen und Lichterketten die Kirche erleuchteten, was ein weihnachtliches Gefühl bei mir auslöste.

Den nächsten Tag verbrachte ich, nach einem erneuten Gottesdienst, mit den Schwestern und den Mädchen und Jungs. Wir bereiteten das große Abendessen vor, zu dem der Priester, meine Mentorin und viele weitere Leute aus Ococia eingeladen waren. Es war ein wirklich schöner Tag und Abend mit leckerem Essen und sehr süßem Wein, auch wenn es sich nicht anfühlte wie Weihnachten. Vor meiner Ausreise nach Uganda habe ich mir schon öfters Gedanken darüber gemacht, wie es wohl sein würde, Weihnachten das erste Mal weg von Zuhause und ganz ohne Familie zu verbringen. Ich dachte, ich würde an diesen Tagen großes Heimweh haben, tatsächlich konnte ich aber einfach die Zeit in Ococia mit den Menschen genießen, die mir dort schon sehr ans Herz gewachsen sind. Und dank Fotos, Videos und Skypeanrufen hatte ich auch das Gefühl, in Deutschland gar nicht so viel zu verpassen.

Unterwegs in Uganda, Ruanda und Kenia

Botanischer Garten in Entebbe

Gemeinsam mit meiner Mentorin hatte ich mir schon im November überlegt, dass ich den Januar zum Reisen nutzen kann, da es hier in dem kleinen Dorf Ococia während der Schulferien nicht so viel für mich zu tun gibt. Deshalb machte ich mich kurz nach Weihnachten auf den Weg nach Kampala, wo ich drei Freiwillige traf, die gerade ihren Freiwilligendienst in Ruanda machen. Gemeinsam verbrachten wir eine Woche in verschiedenen Städten Ugandas und besuchten dabei unter anderem den botanischen Garten in Entebbe, machten eine Bootsfahrt über den Nil und genossen vor allem das sehr leckere (und teure) europäische Essen, das wir uns zur Abwechslung immer mal wieder gönnten. Silvester verbrachten wir in Jinja, einer Stadt am Nil, in einer Bar direkt am Fluss, wo wir sogar mit kleinem Feuerwerk ins neue Jahr starteten.

Am nächsten Tag ging es für die anderen Freiwilligen dann auch schon zurück nach Ruanda. Da beschlossen Julia, eine Freundin und Freiwillige aus Masaka, einer Stadt im Süden Ugandas, und ich, dass wir uns einfach anschließen und ein paar Tage in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, verbringen. Ruanda ist ein sehr kleines Land, welches direkt an Uganda grenzt und in wenigen Stunden mit dem Bus erreicht werden kann. Doch trotz der Nähe zu Uganda sind die Unterschiede der beiden Länder zahlreich. Es beginnt schon bei der Einreise nach Ruanda, bei welcher das Gepäck aller Reisenden nach Plastiktüten durchsucht wird, welche dort verboten sind, während in Uganda wirklich alles, inklusive lebender Hühner, in schwarze Plastiktüten gesteckt wird. Allgemein wirkt Kigali wesentlich sauberer (es gibt Mülleimer!) und geordneter als zum Beispiel Kampala. Die Straßen sind größtenteils in deutlich besserem Zustand als die, die ich aus Uganda kenne und es gibt fast überall saubere und schöne Gehwege und Straßenbeleuchtungen. Im Vergleich zu den chaotischen Städten Ugandas fühlte es sich in Kigali fast schon an, wie in Europa zu sein. Tatsächlich gab mir das aber kein Gefühl von Heimat, stattdessen fühlte ich mich dort irgendwie ein bisschen fremd und schon bald fehlte mir das gewohnte Chaos der ugandischen Städte. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich mich mittlerweile an den Linksverkehr in Uganda gewöhnt habe, da man in Ruanda auf der rechten Seite fährt und ich manchmal doch sehr verwirrt war, warum wir denn jetzt rechtsherum in den Kreisverkehr fahren.

Theaterproben

Den Januar verbrachte ich dann zum größten Teil bei Julia in Masaka, wo ich bei einem Ferienprogramm in der Musikschule, in der sie arbeitet, mithelfen konnte. Gemeinsam mit einer anderen Freiwilligen leitete ich eine Theatergruppe, die nach drei Wochen beim Abschlusskonzert einige Sketche aufführte, die sich die Kinder selbst ausgedacht hatten.

Doch das Abschlusskonzert bedeutete für mich noch nicht die Heimreise zurück nach Ococia. Stattdessen hatte ich mit zwei weiteren Freiwilligen aus Masaka geplant, die letzte freie Woche zu nutzen, um nach Kenia zu fahren und dort zunächst die Hauptstadt Nairobi zu besichtigen und anschließend ein paar Tage Urlaub am Strand zu machen. So ging es am Tag nach dem Konzert für uns drei mit dem Nachtbus nach Nairobi. Glücklicherweise kann ich bei den vielen langen Busfahrten, die ich hier so hinter mich bringe, in der Regel ein bisschen schlafen, sodass sich die 15 Stunden Fahrt in die Hauptstadt Kenias gar nicht so lange anfühlten.

Ausblick auf Nairobi

In Nairobi verbrachten wir nur einen (recht unspektakulären) Tag, bevor wir am nächsten Morgen mit dem Zug nach Mombasa, an die Küste fuhren. Dabei stellte sich dann erstmal heraus, dass wir nach einem knappen halben Jahr in Uganda, selbst schon zu kleinen Uganderinnen geworden sind… Zumindest was die Pünktlichkeit betrifft. Wir dachten, es würde ja sicher ausreichen, 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges, noch ohne Tickets, am Bahnhof zu sein. Vor Ort mussten wir dann allerdings feststellen, dass dieser Bahnhof nicht im Entferntesten etwas mit den ugandischen Busbahnhöfen zu tun hat, an welche wir uns mittlerweile so gut gewöhnt haben. Dort herrscht auf den ersten Blick nämlich vor allem Chaos und die meisten Busse haben zwar feste Abfahrtzeiten, die sich in der Regel aber mindestens um eine halbe Stunde nach hinten verschieben. Und solange ein Bus noch nicht voll ist, kann er eben auch noch nicht losfahren.

Am Bahnhof in Nairobi müssen im Gegensatz dazu vor Betreten des Zuges mehrere Sicherheitskontrollen durchlaufen werden und Tickets kann man eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges auch nicht mehr kaufen. Allgemein fühlten wir uns in dem Bahnhof mehr wie an einem Flughafen und auch der Zug selbst (den wir dann am Nachmittag nehmen konnten) war sehr modern und kontrastreich zu den gewohnten ugandischen Bussen.

Strand in Mombasa

In Mombasa verbrachten wir schließlich ein paar Tage am Strand, mit schnorcheln, spazieren und einem ordentlichen Sonnenbrand. Die kenianische Küste ist wirklich wunderschön, mit weißem Sandstrand und, zu der Zeit zu der wir da waren, auch recht wenigen Touristen. Ich genoss es sehr einige Tage am Meer zu verbringen, bevor es für mich Anfang Februar endlich zurück nach Ococia ging.

Neues Schuljahr

Dort begann das Schuljahr mit ein paar kleinen Veränderungen, die vor allem durch einen Sonderschullehrer aus den Niederlanden angeregt wurden, der für zwei Wochen zu Besuch da war, um sich anzuschauen, wie der Alltag an der Schule hier aussieht. Gemeinsam mit ihm wurde nun ein etwas veränderter Stundenplan ausgearbeitet, der darauf abzielt, noch individueller auf die einzelnen Schülerinnen und Schüler einzugehen und sich bei manchen zum Beispiel noch stärker auf praktisches Arbeiten zu konzentrieren. Ich bin sehr gespannt darauf, wie die Ideen umgesetzt werden können und wie sich mein Alltag in der Schule dadurch vielleicht auch etwas verändern wird.

Zurück in der Schule

Anfang März findet dann mein Zwischenseminar in Ruanda statt, auf das ich mich schon sehr freue. Kurz danach kommt dann auch schon meine Familie zu Besuch und danach werde ich wohl endlich mal wieder ein bisschen mehr Zeit in Ococia verbringen. Die kommenden Monate werden für mich also sicher wieder sehr spannend werden und ich freue mich schon darauf, Euch bald davon zu berichten.

Bis dahin wünsche ich Euch alles Gute und sende liebe Grüße aus der Wärme!

Eure Katja