Rumänien: 1.Rundbrief von Sarah Näfken

Hallo zusammen,
jetzt bin ich schon seit 5 Monaten hier in Miercurea Ciuc/Csikzereda und will auch mal berichten was so passiert ist. Ich lebe hier in einer WG anderen Freiwilligen. In der einen Wohnung wohnen wir Mädels, in der anderen die Jungs. Gerade sind wir nur 5 Mädels, das ändert sich aber bald, wenn im Frühjahr wieder mehr Kurzzeitfreiwillige hierher kommen.
Meine Mitfreiwillige Teresa und ich arbeiten in einem Tageszentrum für Menschen mit Behinderung von der Caritas. Das Projekt befindet sich in einem Haus der Caritas, in dem es auch ein Projekt mit Kindern, Verwaltung und andere Angebote gibt. Die Leute mit denen wir arbeiten sind alle erwachsen und wohnen bei ihren Familien. Es handelt sich um Menschen mit hauptsächlich geistiger Behinderung, wobei manche auch leichte körperliche Einschränkungen haben. Sie kommen morgen gegen 8:30 ins Projekt und werden bis ca. 14:30 betreut. Außer uns Freiwilligen gibt es 4 Pädagogen, die 3 Gruppen betreuen. Diese sind nach den geistigen Fähigkeiten der Personen eingeteilt.

Meine Arbeitsstelle

In der ersten Gruppe sind die Betreuten eher mit einfachen Aufgaben, wie Dinge nach Farben sortieren oder einfache Puzzle lösen, beschäftigt. Einige können auch nicht richtig sprechen, was aber kein Problem für mich ist, da ich sowieso noch nicht viel Ungarisch spreche. In dieser Gruppe beschäftige ich mich hauptsächlich damit, Übungsmaterial vorzubereiten und den Leuten bei ihren Aufgaben zu helfen. Im Moment basteln wir Osterdekoration, die aus Filz ausgeschnitten, mit Watte gefüllt und dann zusammengenäht wird.

Die zweite Gruppe wird von Karez betreut. Seine Leute können größtenteils bin bisschen lesen, schreiben und rechnen. Genau das üben sie auch die meiste Zeit. Außerdem beten wir in dieser Gruppe regelmäßig und lernen Gebete auswendig. Wenn ich in dieser Gruppe bin, verbringe ich viel Zeit damit, mit Istvan lesen zu üben. Er würde gerne besser lesen können, aber es fällt ihm schwer. Manchmal mache ich mit den Leuten Rechenaufgaben, das ist aber nicht ganz einfach weil ich oft Probleme habe, mich auf Ungarisch auszudrücken.

Spielen mit Andor

In der dritten Gruppe könenn alle lesen und schreiben und sprechen teilweise sogar ein paar Worte Deutsch oder Englisch. Timi war, als sie jung war, auf einer normalen Schule und kann so gut Deutsch, dass sie mir manchmal helfen kann mit der Betreuerin Gabi zu kommunizieren, die nur Ungarisch spricht. In dieser Gruppe gibt es für mich nicht allzu viel zu tun. Ich höre den ihnen zu wenn sie vorlesen oder nähe Kissen aus dem Stoff, den Laura strickt. Laura ist blind und verbringt die Zeit in der Gruppe fast ausschließlich mit stricken. Wir machen auch häufiger Übungen, bei denen wir über verschiedenen Themen wie z.B. Einkaufen oder Bibelstellen sprechen. Ich versuche mit dabei einzubringen, verstehe aber nicht immer was gesagt wird.

Es gibt noch eine weitere Pädagogin, die keine eigene Gruppe hat und einzelne Personen aus den Gruppen nimmt um sie individuell zu fördern. Außerdem gibt es einen Physiotherapeuten und einen Musiklehrer, die an manchen Tagen ins Projekt kommen. Nicht zu vergessen ist Vilma. Ihre Aufgabe ist es eigentlich, sich um die Sauberkeit im Haus zu kümmern, sie verbringt aber auch viel Zeit bei uns und macht bei Aktivitäten mit. Sie ist sehr nett und achtet darauf, dass es allen gut geht.

Unser Arbeitstag sieht normalerweise so aus, dass wir ankommen und erstmal in die Küche gehen, wo die Kollegen sitzen und Kaffee trinken. Um 8:30 kommen die ersten Betreuten und wir gehen in die Gruppen. Bis ca. 9:30 sind dann alle da und machen Übungen auf ihren Plätzen. Anschließend machen wir entweder in der Gruppe oder alle zusammen im Turnraum eine Morgenrunde , bei der jeder erzählt, wie er/sie sich fühlt und was man am Tag zuvor gemacht hat. Meistens machen wir auch etwas Gymnastik. Gegen 10 Uhr gibt es Frühstück. Jeder bringt sich etwas zu Essen mit oder macht sich etwas in der Küche. Wir können ein paar Sachen in der Küche lassen sodass wir es nicht jeden Tag mitbringen müssen. Vor und nach dem Essen wir ein Gebetslied gesungen und nach dem Essen fegen und putzen alle zusammen den Essbereich.
Danach gehen wir entweder wieder in die Gruppen oder machen mit einer oder mehreren Gruppen verschiedene Aktivitäten. Manchmal gehen wir in den Musikraum und jeder darf mal auf dem Keyboard spielen. Als es noch wärmer war sind wir häufig nach draußen gegangen um zu spazieren oder in einem Park zu spielen. Ungefähr einmal die Woche kocht eine Gruppe in der Küche und Freitags schauen wir ab und zu einen Film. Da wir relativ viele sind, gibt es auch regelmäßig Geburtstage zu feiern. Jeden Donnerstag machen Teresa und ich eine Deutschstunde für die fitteren Gruppen. Die Teilnehmer sind davon richtig begeistert und fragen oft schon Mittwochs, ob es wieder eine Deutschstunde gibt.

Wir feiern Geburtstag

Manchmal gibt es besondere Programme oder Ausflüge. Eine Woche gab es eine Hundetherapie, bei der eine Therapeutin mit ihrem Hund in die Einrichtung kam und verschiedene Übungen und Spiele mit den Leuten gemacht hat. Im Herbst gab es auch eine Reittherapie, für die wir auf einen Pferdehof gefahren sind. Dort haben wir die Ponys geputzt und jeder durfte mal reiten. Auf dem Hof gab es auch ein paar sehr zutrauliche kleine Katzen, die ich persönlich noch mehr als die Pferde mochte.

Die Katzen waren eindeutig cooler als die Pferde

Ich fühle mich in der Einsatzstelle insgesamt sehr wohl. Die Leute sind alle sehr nett und wir wurden gut aufgenommen. Inzwischen haben sich Aufgaben gefunden, für die Teresa und ich zuständig sind und wir kenne die Abläufe gut genug, um selbst einzuschätzen was wir machen können wenn es gerade nichts Konkretes zu tun gibt.
Liebe Grüße
Sarah