Rumänien : 2. Rundbrief von Lilly Probst

Liebe Familie, liebe Freund*innen, lieber Solidaritätskreis, liebe Leser*innen!

Schon wieder sind 3 Monate vergangen, somit ist nun schon Halbzeit, und ich melde mich zurück mit einem Update und neuen Einblicken aus meinem Freiwilligendienst in Rumänien.

Ich werde natürlich wieder über meine Erlebnisse der letzten Monate berichten und möchte euch auch ein paar mehr Einblicke in das Leben allgemein hier in Petroșani, Rumänien geben.

Aber beginnen wir erstmal dort, wo mein letzter Rundbrief geendet hat…

Weihnachten zuhause

Nachdem ich dienstags, am 20.12. morgens mit dem Bus erst einmal 5 Stunden nach Timișoara gefahren bin, wo ich dann noch einen schönen Abend in der Stadt mit Andreea und ihrer Freundin verbrachte, ging am nächsten Morgen um 11 Uhr mein Flug nach Frankfurt. Natürlich haben dort bereits meine Mama und Schwester inklusive Welcome-Back- Schild auf mich gewartet und auch wenn ich die Tage zuvor aufgeregter war als am Tag meiner Reise hierher, kam es mir plötzlich so vor als wäre ich nie weg gewesen, als ich die beiden in den Arm genommen habe. Auch wenn es sich komisch anfühlte, zu wissen nun eine Woche zuhause zu sein und all die Liebsten wieder zu sehen, war ich natürlich total froh und habe die Zeit sehr genossen und versucht zumindest die wichtigsten Menschen alle einmal kurz gesehen zu haben.

Trotzdem wühlte das zuhause sein auch vieles in mir auf und mich überkamen viele Zweifel und negative Gefühle, die sich die letzten Wochen oder Monate angestaut hatten. Also entschied ich spontan noch eine Woche länger zuhause zu bleiben, um mich und meine Gedanken nochmal zu sammeln und nutzte die Zeit auch um viel mit Leuten zu sprechen, die mir nahe stehen, vor allem meinen Eltern.


An der Stelle ein riesiges Dankeschön an Mama und Papa, die mir wieder einmal gezeigt haben, dass sie mir immer den Rücken stärken werden, egal was ich mache und wie es für mich weitergehen wird.

Nachdem ich meinen verlängerten Aufenthalt natürlich auch mit meiner Projektleiterin abgesprochen habe, ging es dann, wieder etwas positiver gestimmt, am Mittwoch den 04.01. wieder zurück nach Timisoara, wo ich erneut die Nacht bei meiner Freundin Andreea verbringen konnte und am nächsten Morgen mit dem Bus zurück nach Petroșani fuhr.

Nachdem ich meinen verlängerten Aufenthalt natürlich auch mit meiner Projektleiterin abgesprochen habe, ging es dann, wieder etwas positiver gestimmt, am Mittwoch den 04.01. wieder zurück nach Timisoara, wo ich erneut die Nacht bei meiner Freundin Andreea verbringen konnte und am nächsten Morgen mit dem Bus zurück nach Petroșani fuhr.

Zurück in Petroșani, Rumänien

Als ich dann am Nachmittag zum ersten Mal nach den zwei Wochen wieder meine Wohnung aufschloss, fühlte es sich tatsächlich ein bisschen an wie wieder ,,zuhause‘‘ sein und ich war froh zurück zu sein.

Am nächsten Morgen ging es dann auch wieder ins Projekt und ich war echt super happy die Kinder endlich wiederzusehen, aber natürlich auch meine Kolleginnen. Ich hatte sie alle echt vermisst!

Eine der Sachen die mich die letzten Wochen bzw. Monate oft frustriert hat war, dass ich keine wirklichen Aufgaben in meinem Projekt hatte und meist einfach bei den Therapiestunden dabeisaß, aber mich eben nicht wirklich einbringen konnte. Dadurch hatte ich irgendwann das Gefühl, ,,unnütz‘‘ zu sein und es war oft sehr ermüdet für mich.

Also sprach ich, sobald ich wieder im Projekt war, endlich meine Projektleiterin darauf an und teilte meine Gedanken mit ihr und natürlich konnte sie mich verstehen. Wir vereinbarten mit einer weiteren Kollegin, dass ich von nun an anfangen würde, die Gruppenstunden, die je nach Programm ca. 1-2 Mal pro Tag stattfinden, zu leiten, natürlich zunächst mit Unterstützung. Ich war wirklich froh und erleichtert und auch dankbar, dass mir meine Kolleginnen zutrauten bzw. auch vertrauten, dass ich das übernehmen kann, obwohl mein Rumänisch natürlich immer noch ausbaufähig ist und ich eben auch keine Ausbildung in dem Bereich habe.

Ich fing dann auch in den nächsten Tagen sofort an Gruppenstunden anzuleiten und das half bzw. hilft mir wirklich total mich in meinem Projekt ,,besser‘‘ zu fühlen, da ich so eben auch Sachen vorbereiten kann und freie Stunden, die zwischendurch aufkommen, auch sinnvoller nutzen kann.

Meine erste Gruppenstunde, die ich ganz alleine gehalten habe ?

Natürlich war ich auch super froh, meine rumänische Familie, wie ich sie mittlerweile einfach nenne, also Andreeas Familie, wiederzusehen.

Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass ich alle hier erst seit wenigen Monaten kenne und bin einfach immer wieder von der Gastfreundschaft hier beeindruckt, wie man überall aufgenommen wird und auch davon, wie die Menschen generell miteinander umgehen und gegenseitig auf sich achten. Also ein kleiner reminder an dieser Stelle an alle Leser*innen dieses Rundbriefes: Gebt Acht auf euch selbst, aber auch auf andere, seid lieb zueinander und unterstützt euch gegenseitig, statt das Leben als Konkurrenzkampf anzusehen!

Es passieren hier immer wieder Kleinigkeiten in meinem Alltag, in denen mir Leute in irgendeiner Weise ihre Hilfe anbieten, Komplimente machen oder sonstige Aufmerksamkeiten, die für mich absolut nicht selbstverständlich sind und mir einfach immer wieder den Tag versüßen. Daran versuche ich mir definitiv ein Beispiel zunehmen und auch etwas davon mit zurück nach Deutschland zu bringen! 

Snowboard fahren und erster Besuch 

Mitte/ Ende Januar hat es dann angefangen zu schneien, vor allem in den Bergen, und somit wurde die Ski- und Snowboard-Saison endlich eröffnet.

Ich hatte schon bevor ich nach Rumänien gekommen war gesagt, dass ich dann unbedingt Skifahren lernen will, wenn ich hier bin und als mir Andreea dann freitagsabends geschrieben hat, ,,Lilly morgen früh um halb 8 geht’s los‘‘ konnte ich es noch gar nicht glauben bzw. wurde dann plötzlich doch auch nervös. Gesagt getan – am nächsten Morgen fuhren wir zu viert (Andreea, ihr Bruder und ihre Freundin, die ich auch schon kannte, und ich) ca. 30 Minuten in eines der nahegelegenen Skigebiete, Straja in Lupeni, und schon als wir ankamen war ich total überwältigt, weil ich einfach zuvor noch nie im Winter in den Bergen war.

Andreea und ihr Bruder fahren Snowboard, also hieß es auch für mich und Andreeas Freundin, ab aufs Snowboard. Zwischenzeitlich fragte ich mich echt, ob es so eine gute Idee war, sich einfach draufzustellen und ,,loszufahren‘‘, ohne überhaupt eine Ahnung zu haben, weil ich auch definitiv nicht im Krankenhaus landen wollte, aber ich akzeptierte, dass das so eben für meine Freunde hier normal war. 🙂

Der Anfang war wirklich eine Vollkatastrophe, aber mit der Zeit ging es dann irgendwann eigentlich ganz gut, zumindest in Anbetracht dessen, dass es das erste Mal war. Und es hat dann auch wirklich soo Spaß gemacht und ich war einfach sehr dankbar hier zu sein und vor allem mehrere Skigebiete quasi direkt vor der Haustür zu haben! 

Dann fingen auch schon langsam die Vorbereitungen für den Besuch meiner Schwester und Patentante an, den wir bzw. sie spontan an Weihnachten geplant hatten und worauf ich mich natürlich die letzten Wochen, seitdem ich wieder hier, war riesig freute. Generell hilft es mir total, immer wieder Ereignisse in Aussicht zu haben, auf die ich mich freuen kann.

Mittwochsabends kamen sie dann hier in Petroșani an und dank meiner eigenen Wohnung hier, konnten die beiden dann auch die paar Tage bei mir wohnen. Donnerstagsmorgens ging ich wie gewohnt in mein Projekt und nach der Mittagspause kamen meine Schwester und Patentante dann auch dazu und verbrachten mit mir, meinen Kolleginnen und den Kindern noch zwei Stunden dort. Mir hat es wirklich viel bedeutet, dass die beiden mal mein Projekt in ,,live‘‘ sehen konnten und auch, dass sie mit meinen Kolleginnen in die Therapiestunden gingen, weil ich eben weiß, dass es für ,,unsere‘‘ Kinder schwer sein kann, wenn plötzlich fremde Personen dort sind.

Am nächsten Tag, gingen wir dann auch zusammen zum Caritas Projekt, Maria Stein, wo ich freitags immer hingehe, und brachten den Kindern ein paar neue Spiele mit, die sofort ausprobiert wurden. Samstags war dann auch schon der letzte Tag & wir fuhren mit meiner Projektleiterin etwas in die Berge zum Schlittenfahren, heiße Schokolade trinken und Clătite (rumänische Pfannkuchen bzw. Crêpes) essen und anschließend besuchten wir natürlich auch noch meine rumänische Familie.

Schlittenfahren 🙂

Ansonsten zeigte ich den beiden einfach etwas die Stadt, wir stöberten durch ein paar der vielen Second-Hand-Läden, die es hier quasi an jeder Ecke gibt, gingen zum Markt und entdeckten dort eine kleine versteckte Langos-Bude, wo wir in den wenigen Tagen, die wir zusammen hatten, drei Mal waren, weil das Langos (mit Schmand, Käse und viiiel Knoblauch) dort einfach so so gut ist (und ich würde behaupten, mit dem was man in Deutschland auf dem Weihnachtsmarkt bekommt, auch nicht wirklich zu vergleichen). Kleiner Einblick: ein Langos kostet hier in der Stadt 4 Lei, also ca. 80 Cent.

Sonntagsmorgens ging es dann für die beiden leider schon früh wieder zurück nach Timisoara zum Flughafen, aber auch wenn es eigentlich nur drei richtige Tage, war es trotzdem super schön und ich war sehr froh, dass sie hergekommen sind und so mal einen richtigen Einblick in mein Leben hier bekommen haben. 🙂

1 Woche bei der Caritas 

Die nächste Woche verbrachte ich dann spontan komplett bei der Caritas, da eine der beiden Kolleginnen dort krank war und so bot ich Flavia an, sie diese Woche zu unterstützen, damit sie nicht mit den vielen Kindern die ganze Woche alleine ist. Ich bin super froh darüber, dass ich das gemacht habe bzw. auch, dass meine Projektleiterin bzw. meine Kolleginnen von Helping Hands meinem Vorschlag zugestimmt haben.

Die Woche war wirklich schön, ich hab sehr viel mit den Kindern gespielt und gemalt und wir waren auch sehr viel draußen, da es einige Tage zuvor angefangen hat zu schneien und der Schnee mittlerweile relativ hoch war. Das bedeutete zwar auch einige ungewollte Schneeball- Attacken auf mich, aber die Kinder glücklich zu sehen, hat das alles wieder gut gemacht ??

Da ich ja sonst immer nur einmal pro Woche für ein paar Stunden dort war und auch nicht immer die gleichen Kinder kommen, hatte ich zuvor nur zu wenigen Kindern eine Bindung aufbauen können, was sich nun allerdings etwas geändert hatte. Solche Sachen zu spüren macht einfach echt glücklich und man merkt, wieso man hier ist.

Kälte, Erdbeben, Zwischenseminar, …

Ca. eine Woche später erreichte uns dann eine Kältewelle, mit abends/nachts bis zu -18 Grad, wodurch es natürlich auch tagsüber nicht viel wärmer wurde.  Da ich aber ja den ganzen Tag in meinem Projekt verbringe, war ich dann eben außer um ins Projekt zu gehen und abends wieder nach Hause keine Minute länger als nötig draußen und nach ungefähr einer Woche gingen dann die Temperaturen zum Glück auch wieder in den ,,Normalbereich‘‘ über.

Abends nach der Arbeit gehe ich immer noch, mal mehr mal weniger regelmäßig, ins Fitnessstudio und auch ab und an zum Zumba oder Kangoo, also geführten Fitnesskursen, die echt Spaß machen und einfach einen guten Ausgleich bieten. An den Wochenenden gehe ich dann einkaufen und ab und an auf den Markt im Zentrum. Meinem Wocheneinkauf mache ich fast immer bei Lidl, der von mir zum Glück nur ca. 10 Minuten zu Fuß entfernt ist und Obst und Gemüse kaufe ich dann eben auf dem Markt bzw. in kleinen Geschäften/ ,,Mini-Markets‘‘, die es hier zahlreich fast überall gibt. Nachmittags fahre ich dann oft nach Petrila zu Andreea und ihrer Familie. Petrila ist auch eine kleine Stadt, die direkt neben Petrosani liegt, also mit dem Auto ca. 10-15 Minuten.

Ich fahre dort immer mit den sogenannten Maxi-Taxis hin, dass sind kleine Busse, in die nur wenige Leute passen und die verschiedene Routen fahren, also entweder innerhalb der Stadt, oder eben auch in mehrere Richtungen in die umliegenden Städte. Ich habe zum Glück zwei Haltestellen quasi direktvor der Haustür, und das System ist auch eigentlich sehr einfach. Es gibt zwar keine Fahrpläne und somit auch keine festen Uhrzeiten, aber ich warte durchschnittlich nur so ca. 5 Minuten bis der nächste Bus kommt, wenn ich mich an die Haltestelle stelle und eine Fahrt innerhalb der Stadt kostet 2 Lei, also ca. 40 Cent und vom Zentrum nach Petrila 2,50 Lei also ca. 50 Cent. Gerade bei schlechtem Wetter oder wenn ich größere Einkäufe tätige oder eben wenn ich zu meiner Freundin möchte, bin ich immer sehr sehr froh über die Maxi-Taxis, vor allem eben auch weil sie nochmal deutlich günstiger als Taxis sind.

Markthalle

In der Woche nachdem das schreckliche Erdbeben in der Türkei und Syrien war, gab es auch hier einige spürbare Erdbeben, die zwar, zum Glück, nicht so stark waren, dass sie gravierende Schäden angerichtet haben, aber mir zwischenzeitlich trotzdem etwas Angst bereitet haben. Nach ein paar Tagen hatte sich die Lage dann aber zum Glück wieder beruhigt und dann ging es auch schon für mich los nach Sighișoara zum Zwischenseminar, auf das ich mich auch schon echt gefreut hatte.

Der Austausch mit den anderen Freiwilligen, von denen ich nur ein paar schon kannte, tat mir wirklich sehr gut. Wir haben über viele wichtige Themen gesprochen, die uns in unserem Freiwilligendienst begegnen und uns beschäftigen, hatten aber auch Zeit die Stadt etwas zu erkunden, die wirklich super schön und süß ist. 🙂  

Ich habe die anderen Freiwilligen, von denen viele ihren Freiwilligendienst aktuell in Rumänien machen, aber teilweise auch in Frankreich, Italien, Albanien und Moldawien, in den paar Tagen wirklich sehr in mein Herz geschlossen. Wir haben uns einfach auf Anhieb alle super verstanden und hatten, auch abends und außerhalb des Seminars, wirklich viele bereichernde Gespräche, wofür ich super dankbar bin!


Von Sighișoara aus bin ich dann mit dem Zug nach Cluj gefahren und habe dort noch zwei schöne, entspannte Tage verbracht, bevor es dann samstags mit dem Bus zurück nach Hause, nach Petroșani, ging.

Nun ist auch schon März und somit Halbzeit meines Freiwilligendienstes.

Am 1. März wird hier der Frühlingsanfang gefeiert und traditionell bekommen Mädchen und Frauen an diesem Tag von Familienmitgliedern, KollegInnen, etc. sogenannte Mărțișoare (übersetzt ,,Märzchen‘‘), Blumen oder andere Kleinigkeiten geschenkt. Mărțișoare sind Broschen, oder auch kleine Armbänder, oft mit Blumen, die eine rot-weiße Schnur haben und Glück bringen sollen. So haben wir uns im Projekt auch untereinander solche Kleinigkeiten geschenkt und auch von vielen Eltern der Kinder etwas bekommen.

Eine Woche später, am 8 März, dem internationalen Frauentag, wird hier Frauen- und Muttertag gefeiert, wo man erneut reich mit Blumen beschenkt wird. 

An diesen Tagen feiern wir auch immer mit den Kindern im Projekt in Form von Gedichte aufsagen, tanzen und ganz viel Basteln. Diese Tage sind echt immer besonders schön 🙂

Es ist generell immer super schön die Traditionen, Bräuche und Feste kennenzulernen und Teil davon zu werden!

Bis zum nächsten Mal

Danke für‘s Lesen, ich hoffe euch hat der Einblick in meine letzten Wochen/ Monate hier gefallen und wir hören uns in drei Monaten wieder!

Macht’s gut <3

La revedere!