Das Leben zu zwölft
Seit knapp 5 Monaten lebe ich nun schon hier in Miercurea Ciuc in Rumänien mit anderen Freiwilligen zusammen. Die Wohnung umfasst drei Schlafzimmer, eine Küche mit Bad und zwei Duschkabinen, sowie zwei Toiletten. Die Zimmer sind mit Stockbetten ausgestattet und es gibt eine weitere kleinere Wohnung für männliche Freiwillige. Dadurch, dass in dieser Wohnung auch viele Kurzfreiwillige ihre Unterkunft haben, schwankt die Personenanzahl stetig.
Momentan befinden sich hier sechs Langzeitfreiwillige und somit lag die Anzahl der Bewohnenden in den letzten fünf Monaten zwischen sechs und zwölf. Zu Beginn fiel es mir schon schwer, diese Wohnung als mein Zuhause zu betrachten, nicht dass ich mich nicht wohlgefühlt habe; aber ich hatte zunächst immer das Gefühl ich „breche“ in das Zuhause der zuvor dagewesenen Freiwilligen ein. So schade der ein oder andere Abschied auch war, war ich trotz alledem froh als alle Freiwilligen, die vor mir angekommen waren, wieder weg waren. Ich hatte nun nicht mehr das Gefühl ich lebe in ihrem Zuhause, sondern in meinem. Ein anderer Punkt, warum ich vielleicht zunächst nicht wirklich angekommen war, war dass ich am Anfang öfter das Zimmer wechseln musste und eine Zeit in einem Zimmer war, in dem ich nicht für das Jahr bleiben wollte. Doch nun habe ich mein eigenes Bett mit Vorhang eingerichtet und habe das Gefühl ein bisschen eigenen Raum zu haben. Vor allem zu Zeiten als wir hier zu zwölft waren, gab es immer jemanden mit dem ich mich beschäftigen konnte. Natürlich war das auch ab und an etwas anstrengend, beim Essen zu sitzen und immer das Gefühl zu haben du musst oder willst dich unterhalten, weil man ja auch die kurze Zeit nutzen will, um diese Menschen kennenzulernen. Auf jeden Fall regt man sich auch übereinander auf und entdeckt bei manchen Menschen auch ein wenig unordentliche Seiten, aber alles in allem war die relativ kurze Zeit zu zwölft sehr schön und abwechslungsreich. Außerdem sind die Kurzfreiwilligen, die ja nur eine stark begrenzte Zeit in Rumänien haben, oft auch ein Ansporn gewesen möglichst viel auch an Wochenenden zu bereisen.
Ab und an gestaltete es sich auch etwas schwieriger die Wünsche aller zu vereinbaren und zu berücksichtigen. Dadurch lerne ich hier immer mehr auch meine eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse offen zu kommunizieren. Von jedem Freiwilligen habe ich etwas über mich oder über das Zusammenleben mit sehr vielen unterschiedlichen Charakteren gelernt. Eine Freiwillige aus Mexiko hat mir zum Beispiel ein Kartenspiel beigebracht, von anderen wiederum habe ich Spezialitäten aus verschieden Ländern gezeigt bekommen, wie Arepas von Juan. Vor allem habe ich gelernt, dass auch wenn man zusammenlebt man sich nicht wirklich kennt, wenn man sich nicht die Mühe macht sich einander zu öffnen.
Als dann gegen die kommende Weihnachtszeit immer mehr Freiwillige ihren Heimweg antraten, wurde die Wohnung immer leerer. Da merkte ich, wie gern ich Leute um mich habe und um Weihnachten, als wir wirklich nur zu fünft waren, fühlte sich die Wohnung schon fast ein bisschen leer an. Voraussichtlich wird es hier aber vor allem in den herannahenden Frühlings- und Sommermonaten wieder voller und ich freue mich jetzt schon all diese Menschen aus verschiedenen Ländern kennenzulernen und von ihnen zu lernen. Nichtsdestotrotz bin ich sehr froh meine Langzeitmitbewohnerinnen aus Deutschland, Österreich und Frankreich als Konstante hier zu haben, um all die Abschiede mit ihnen teilen zu können.