Ruanda: 2. Rundbrief von Leonhard Szekessy

Hallo liebe Familie, Freunde, Bekannte und hallo lieber Soli-Kreis!

Hier gibt’s nun endlich meinen zweiten Rundbrief.

Mitte Februar ging es dann auch schon, wie bereits im ersten Rundbrief erwähnt, gemeinsam mit Felix, Janine und Kathi zum Zwischenseminar nach Kibeho.

Kibeho ist wegen einer Marienerscheinung ein Wallfahrtsort in Ruanda.

Heilige Quelle Kibeho

An dem Seminar nahmen auch fünf andere deutsche Freiwillige teil, wir alle sind in Ostafrika eingesetzt (Ruanda, Uganda, Tansania).

Die anderen Freiwilligen sind alle über das MaZ Programm der Pallottiner entsand worden.

Geleitet wurde das Seminar von zwei ehemaligen Freiwilligen der Pallottiner, welche auch in Ruanda eingesetzt waren.

Das Seminar dauerte leider nur fünf Tage inklusive An- und Abreise. In der kurzen Zeit haben wir aber trotzdem das ganze Programm unterbringen können. Schlussendlich wurde alles besprochen, reflektiert und ausdiskutiert, was uns Freiwillige beschäftigte. Niemandem lag am Ende des Seminars mehr etwas unausgesprochen auf der Zunge oder brannte gar auf einer Freiwilligen-Seele. Denke und hoffe ich zumindest. Trotzdem hätte es gerne ein, zwei Tage länger dauern können. Dann hätte man vor allem noch etwas mehr Zeit gehabt das ein oder andere umfassender zu diskutieren.

Mir persönlich gefiel es auch wirklich gut, dass wir eine Exkursion zu einer ruandischen Teefabrik gemacht haben. Es war wirklich interessant zu sehen und vor allem zu riechen, wie dort Teeblätter, welche man in manchen Regionen hier auf Plantagen in unzähliger Menge sehen kann, zu fertigem schwarzen Tee verarbeitet werden. Diesen Prozess haben wir dort während einer Führung Schritt für Schritt gezeigt und erklärt bekommen.

An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an Maria und Marie für das coole und lockere Seminar!

Im Anschluss an das Seminar blieben Felix und meine Mitfreiwilligen Janine und Kati, beide Freiwillige in Uganda, noch etwas hier im schönen Ruanda. Wir besuchten alle zusammen Felix bis wir die beiden dann, unweit der ugandischen Grenze, verabschiedeten. Es war nochmal eine echt erholsame und schöne gemeinsame Zeit in Nyarurema!

Bei Felix in Nyarurema

An Karfreitag stand dann auch schon das nächste größere Ereignis ins Haus: Die deutsche Partnerorganisation Handwerk hilft e.V. kam für 10 Tage zu Besuch, um eine zuvor per Container gelieferte komplette Schreinerwerkstatt zu installieren. Auch Monteure und Schreiner kamen aus Deutschland hierher, um die Montage der neuen Werkstatt fachmännisch zu begleiten. Es lief nicht alles ganz so, wie es zeitlich geplant war, aber das war den Meisten im Voraus klar; doch am Ende war schließlich alles dort installiert und montiert, wo es hinkommen sollte.

Mir persönlich hat dieser Besuch auch einiges gebracht, da so ein enger Kontakt zu den Schreinern hier vor Ort hergestellt wurde und sich somit eine neue Perspektive für meine Gestaltung des Vormittags ergeben hat. Vor allem einem Schreiner, der hier im Centre als Schreiner und nicht etwa als Lehrer arbeitet, kann ich bei vielen Dingen zur Hand gehen und dabei lerne ich auch noch was.

Dieser erwähnt übrigens nahezu täglich, wie gut die neuen Maschinen sind!

Also nochmals ein dickes Dankeschön an Handwerk hilft e.V. im Namen der Schreiner!

Seit Februar hat sich nach und nach mein Alltag hier komplett geändert, dank neuer Ideen und Impulse aus dem Zwischenseminar, dem Besuch der Handwerker und auch dem kürzlichen Besuch von Julie Cifuentes (SoFiA e.V.).

Während der ersten Monate hatte ich häufig, vor allem vormittags, nichts zu tun bzw. nicht etwas, wovon ich sagen würde „Ja, das ist mein Projekt“. Damit hatte ich mich arrangiert oder besser gesagt abgefunden. Aber das war dauerhaft dann doch nicht wirklich erfüllend.

Das hat vor allem auch damit zu tun, dass es doch mehr Zeit braucht zumindest teilweise „anzukommen“. Ich hab mir immer gesagt „Ach was?! Ich bin kommunikativ und geh auf Menschen zu, das wird alles kein Problem. Zwei Wochen und ich bin drin.“

Tja! War nicht so! 5/6 Monate und ich war drin und seit dem jede Woche merklich mehr.

Also 13 Monate sind schon gut für einen Freiwilligendienst, 6 Monate sind definitiv zu kurz!

Mein Alltag aktuell sieht so aus, dass ich um 5 Uhr aufstehe und dann geht’s los: laufen, duschen, Messe, Frühstück, Mot du matin, mit Celestin und/oder Constance zusammen sein, Schreinerei, Mittagessen, Frei, Kinyarwanda Unterricht nehmen/ Deutschunterricht geben, Oratorium, Abendgebet, Abendessen.

Vor allem das Leben in der Kommunität wurde deutlich mehr nach dem Besuch der Handwerker.

So läuft es meistens, natürlich nicht immer, kann schließlich immer mal was Anderes dazwischen kommen.

Am Wochenende bin ich dann meistens in der Stadt, vor allem samstags gehe ich mit Freunden aus oder bin bei Freunden eingeladen. Sonntags versuche ich immer an einer der Messen morgens teilzunehmen, auch wenn mein Kinyarwanda für das meiste, vor allem für die lange Predigt, nicht ausreicht.

Die zweistündige Messe ist mit viel Gesang und wie gesagt auf Kinyarwanda. Die Messen unter der Woche gehen von 6 bis 6:45 und sind auf Französisch. Dabei wird mehr gebetet als gesungen.

PS.: Nicht, dass ich unbedingt besser Französisch sprechen könnte als Kinyarwanda, aber ich verstehe mehr.

Danke für’s Lesen und bis zum nächsten Mal!