Uganda: 1. Rundbrief von Katja Hopf

Liebe Familie, Freunde, Bekannte und Interessierte,

seit über drei Monaten lebe ich jetzt bereits in Uganda und melde mich hiermit mit meinem ersten Rundbrief bei Euch. In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich schon so einiges erlebt, gesehen und gelernt, wovon ich Euch jetzt gerne berichten möchte.

Abschied und Ankunft

Angefangen hat natürlich alles mit meiner Ausreise Mitte August. Der Abschied von zu Hause ist mir wirklich nicht leicht gefallen und als ich dann an einem Dienstagmorgen mit meiner Familie am Flughafen in Stuttgart stand, um mich zu verabschieden, flossen dann doch einige Tränen. Doch wie sagte schon Winnie Pooh: „How lucky I am to have something that makes saying goodbye so hard.“

Während mir der Abschied also auf der einen Seite wirklich schwer gefallen ist, bin ich auch unglaublich dankbar, ein so schönes Leben in Deutschland zu haben, von dem ich mich nur so schwer verabschieden konnte.

Nach einem recht langen, aber auch sehr unspektakulären Flug kam ich dann abends endlich in Uganda an. Dort holte mich meine Vorgängerin Kati am Flughafen ab und wir fuhren mit dem Taxi in unsere Unterkunft für die nächsten Tage, nach Kampala, also in die Hauptstadt Ugandas. Dort fiel ich dann erstmal erschöpft ins Bett, bevor ich am nächsten Tag gemeinsam mit Kati in die Innenstadt Kampalas fuhr, um zum Beispiel eine SIM-Karte zu kaufen und ein paar Dinge für mein Visum zu erledigen.

Unsere Unterkunft in Kampala

Meine ersten Tage in Uganda verbrachten wir also in Kampala, bevor es am Wochenende dann endlich nach Ococia ging, wo ich dieses Jahr leben und arbeiten werde. Die Zeit in Kampala war wirklich schön und auch sehr hilfreich, um mich in den ersten Tagen ein bisschen in dem neuen Land einzufinden. Als es dann am Samstagmorgen mit dem Bus in Richtung Soroti ging, war ich auf der einen Seite wirklich sehr aufgeregt, freute mich gleichzeitig aber auch total, mein neues Zuhause für die kommenden 13 Monate kennenzulernen. Nach einer siebenstündigen Busfahrt, erreichten wir dann schließlich Soroti, eine Stadt, die etwa eine Stunde Autofahrt von Ococia, dem Dorf in dem ich jetzt lebe, entfernt liegt. Dort wurden wir von meiner Mentorin Truus, einer pensionierten Krankenschwester aus den Niederlanden, abgeholt und nach Ococia gebracht. Dort lernte ich dann auch endlich die Franziskanerschwestern kennen, bei denen ich dieses Jahr wohne und in den kommenden Tagen zeigte mir Kati das Dorf, Soroti und auch die Schule in der ich arbeite.  An dieser Stelle auch nochmal ein riesiges Dankeschön an Kati! Ohne sie wäre mir mein Einstieg deutlich schwerer gefallen. Also falls du das hier liest: Eyalama noi, Asianut!

Meine Arbeit

Bei der Schule, in der ich dieses Jahr arbeite, handelt es sich um eine kleine Schule für Kinder mit geistigen Behinderungen und Lernschwierigkeiten, die vor einigen Jahren von Truus gegründet wurde. Insgesamt hat die Schule zurzeit 14 Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter, die neben den typischen Schulfächern wie Mathe und Englisch, auch hilfreiche Dinge für ihren Alltag lernen, um selbstständiger und unabhängiger zu werden. So gibt es zum Beispiel in der „Baby Class“, in der die vier Schüler sind, die noch die größten Schwierigkeiten beim Lernen haben, das Fach „Self Care“, indem wir unter Anderem Zähne putzen und Klamotten waschen üben. Außerdem gibt es auch noch einige andere Fächer, welche ich aus meiner eigenen Schulzeit nicht kenne. Hierzu gehören die Fächer IPS, welches mit unserem Werken zu vergleichen ist und MDD, was für „Music, Drama, Dance“ steht, welches mein neues Lieblingsfach ist und, wie der Name schon sagt, aus viel Gesang und Tanz besteht.

Klamotten waschen mit der Baby Class

Freitags findet kein normaler Unterricht statt, sondern wir nutzen diesen Tag, um zu kochen oder um auf einen Markt in der Nähe zu gehen, der jeden Freitag stattfindet. Dort können die Kinder zum Beispiel lernen mit Geld und Lebensmitteln umzugehen. Aber in erster Linie macht es eben auch einfach mehr Spaß als „normaler“ Unterricht.

Der Unterricht endet in der Regel um etwa 15:30 Uhr und danach spiele ich noch für eine Weile mit den Kindern. Sie kommen montagmorgens zu uns nach Ococia und werden dort am Freitagnachmittag wieder abgeholt. Unter der Woche sind die Schüler also immer da und ich kann somit viel Zeit in der Schule und mit den Kindern verbringen, was ich wirklich immer sehr genieße. Die Kinder sind mir jetzt schon total ans Herz gewachsen und es macht mir riesengroßen Spaß mit ihnen auf dem Trampolin zu springen, im Planschbecken zu toben oder mir von ihnen die Haare flechten zu lassen.

Reise nach Jerusalem

Schulferien

Zwei Wochen nach meiner Ankunft in Ococia haben leider schon die fünfwöchigen Schulferien begonnen. Ich fand es etwas schade, dass ich am Anfang nur so eine kurze Zeit in der Schule verbringen konnte, gleichzeitig waren die Ferien aber auch eine sehr interessante Zeit für mich. In Ococia gibt es neben einigen Schulen nämlich auch ein Gesundheitszentrum, welches ich mir in dieser Zeit anschauen konnte. Dort verbrachte ich jeweils zwei Tage der Woche bei der Medikamentenausgabe für HIV-Patienten, wo ich dabei helfen konnte, die Patienten zu registrieren, Tabletten abzuzählen und jeweils die richtigen Medikamente auszugeben.

Mittwochs konnte ich dann immer bei den kostenlosen Impfungen für Kinder aus der Region dabei sein, wo ich zum Beispiel die Schluckimpfungen verabreichen konnte. Außerdem hatte ich auch die Gelegenheit das Labor des Gesundheitszentrums zu sehen, wo zum Beispiel Malariatests durchgeführt werden.

Mütter, die mit ihren Kindern auf die Impfungen warten

An zwei Tagen der Woche hatte ich in den Schulferien Ateso-Unterricht bei einer der Lehrerinnen, die auch an der Schule unterrichtet, in der ich dieses Jahr arbeite. Ateso ist die regionale Sprache, die hier gesprochen wird. Zwar können die meisten Menschen hier auch Englisch, aber viele der alltäglichen Gespräche finden eben doch auf Ateso statt und auch viele der Kinder in der Schule sprechen kein Englisch. Deshalb versuche ich auch ein bisschen Ateso zu lernen, was mir nicht wirklich leicht fällt, aber ich versuche dabei zu bleiben und zum Beispiel auch gemeinsam mit den Kindern im Unterricht ein bisschen „Local Language“ zu lernen.

Das Dorfleben

Wie bereits gesagt lebe ich hier in Ococia, einem ziemlich kleinen Dorf, was für mich am Anfang wirklich sehr ungewohnt war. In Deutschland lebe ich in Stuttgart und so war es für mich zu Beginn doch sehr seltsam, dass jeder jeden zu kennen scheint. Besonders ich, als eine von drei Weißen im Dorf, falle natürlich besonders auf. So war ich vor einer Weile zum Beispiel für einen Nachmittag in Soroti, der nächstgelegenen Stadt, und wurde danach von einigen Leuten, denen ich gar nichts davon erzählt hatte, gefragt, wie es denn dort gewesen sei. Während mir die Anonymität einer Stadt zwar manchmal fehlt, hilft es mir auch total dabei, mich besser einzuleben. So treffe ich, wenn ich aus dem Haus gehe, immer einige Leute, die ich kenne und ich kann mich immer mit jemandem unterhalten. Besonders meine Zeit im Gesundheitszentrum hat mir dabei sehr geholfen, da ich in diesen Wochen viele Leute kennengelernt habe, die in Ococia leben.

Ein Ausflug nach Kampala

Wenige Tage vor meiner Ausreise nach Kampala erfuhr ich zufällig, dass eine Grundschulfreundin von mir ebenfalls nach Uganda fliegen und dort für zwei Monate in einem Projekt arbeiten würde, welches von dem Gymnasium, das wir beide besucht hatten, unterstützt wird. Es handelt sich dabei um ein Straßenkinderprojekt in Kampala, welches ich in diesem Jahr sowieso mal gerne besuchen wollte. Natürlich nutzte ich dann gleich die Gelegenheit und fuhr Anfang Oktober für ein paar Tage nach Kampala. So sehr ich mein Leben in Ococia auch liebe, ist es auch wirklich schön ab und zu mal rauszukommen, etwas anderes zu sehen und andere Freiwillige zu treffen. So haben mir diese wenigen Tage in Kampala wirklich gut getan. Es war total angenehm, einfach mal mit jemandem deutsch zu sprechen und sich zwischendrin wie eine ganz normale Touristin zu fühlen, die das Nationalmuseum anschauen möchte. Außerdem war es natürlich auch total spannend das Projekt zu sehen, für welches ich vor zwei Jahren einige Kilometer bei einem Spendenlauf gerannt bin. Die Jungs, die dort jetzt gemeinsam leben, sind auch wirklich alle total nett und wir haben uns gleich gut verstanden, was für ein paar schöne Tage in Kampala gesorgt hat.

Die schöne Landschaft auf der Busfahrt von Soroti nach Kampala

Safari und andere Freiwillige

Eine gute Freundin von mir macht gerade auch einen Freiwilligendienst in Uganda. Ihre Einsatzstelle ist in Masaka, einer Stadt im Süden des Landes. Dort fuhr ich vor ein paar Wochen, nach einem kurzen Aufenthalt in Kampala, hin. Wir hatten geplant, am Wochenende gemeinsam eine Safari zu machen, und nachdem ich dann sowieso nach Kampala musste, um mein Visum abzuholen, nutzte ich die Gelegenheit und besuchte meine Freundin vor der Safari noch in ihrem Projekt. Sie lebt hier gemeinsam mit zwei anderen deutschen Freiwilligen in einer Gastfamilie, die alle in einer Musikschule arbeiten. Es war total spannend, dieses Projekt einmal zu sehen und ich habe es auch sehr genossen, Zeit mit anderen Freiwilligen zu verbringen. Am Wochenende ging es dann los in Richtung Murchison Falls, wo wir drei spannende Tage verbrachten, in denen wir nicht nur so einige Tiere (darunter Affen, Elefanten, Giraffen, Nilpferde und Krokodile) zu sehen bekamen, sondern auch das leckere (sehr westliche) Essen und unsere Gesellschaft genossen. Insgesamt waren wir als eine Gruppe von neun Freiwilligen unterwegs und es hat mir sehr gut getan, mich mit ihnen auszutauschen und mal ein bisschen aus meinem Alltag in Ococia rauszukommen. Gleichzeitig freue ich mich aber auch schon immer wieder auf die Schwestern und meine Arbeit in der Schule, wenn ich mal für ein paar Tage weg bin.

Ein Elefant im Murchison Falls Nationalpark

Wie Ihr sicher gemerkt habt, ist in den ersten Monaten meines Freiwilligendienstes schon so einiges passiert. Manchmal fällt es mir schwer zu glauben, dass ich erst seit drei Monaten hier bin, weil sich vieles für mich schon so sehr normalisiert hat. So verwundert es mich nicht mehr, dass auch die Gastfamilie meiner Freundin in Masaka einige Mädchen und Jungs hat, die ihnen im Haushalt helfen, da das hier eben einfach ganz normal ist. Auch die vielen „Muzungu“ (das bedeutet „Weißer“) Rufe, die einen hier auf der Straße fast immer begleiten, sind mittlerweile nicht mehr ungewohnt. Das wöchentliche Klamottenwaschen von Hand stört mich auch wirklich nicht mehr. Nur an die kalten Duschen werde ich mich wahrscheinlich nie gewöhnen…

Gleichzeitig weiß ich manchmal gar nicht wo die Zeit geblieben ist und ich kann gar nicht fassen, dass schon ein Viertel meiner Zeit hier vorbei ist.

Ich freue mich schon sehr auf die kommenden Monate und bin gespannt, was ich Euch in meinem nächsten Rundbrief erzählen kann.

Liebe Grüße aus dem sonnigen Ococia wünscht Euch

Eure Katja