Hallo liebe LeserInnen,
3 Monate! Was kann alles in 3 Monaten passieren? Vielleicht erscheint es auf den ersten Blick so, als ob es nicht sehr viel ist. Im Vergleich dazu: ich ging 13 Jahre in die Schule, ein durchschnittlicher Mensch schläft 24 Jahre, verbringt 12 Jahre vor dem Fernseher, putzt etwa 16 Monate in seinem Leben, isst etwa 5 Jahre und redet etwa 2 Jahre über Klatsch, Tratsch und Witze. Dem gegenüber sind 3 Monate nicht sehr viel Zeit und auch mir kam die Zeit um einiges kürzer vor, sie verging wie im Flug und bevor ich es richtig realisiert hatte, bin ich gut hier angekommen, spreche Spanisch und habe mich an Dinge gewöhnt, die noch bei meiner Ankunft unglaublich ungewohnt und teilweise etwas seltsam waren.
Hier bin ich nun, Magdalena Gilla, 19 Jahre alt, aus Hüttigweiler im Saarland, in Cochabamba/ Bolivien. Nach vielen Monaten der intensiven Vorbereitung und des Wartens bin ich am 30.07.2018 endlich ins Flugzeug gestiegen. In diesem, übrigens meinem ersten Rundbrief meines Freiwilligendienstes möchte ich Euch/ Ihnen einen Einblick in meine ersten Monate geben und versuchen auch ein Gefühl für mein Leben hier und den Freiwilligendienst zu vermitteln, soweit das in einem Rundbrief eben möglich ist.
Der Beginn: einige Gedanken einer Freiwilligen
Dieser Flug war der erste Schritt auf der Reise nach Cochabamba/ Bolivien. Natürlich startet man in so ein Jahr im Ausland, dazu noch so weit weg, nicht ganz bedenkenfrei. Was würde mich erwarten? Wie sollte ich mir meine Projekte und das Land, die vollkommen neue Umgebung, Sprache und Kultur, sowie die große Distanz zu meiner Familie und meinen Freunden vorstellen? Würde ich mit alldem umgehen können? Das und noch viel mehr ging mir auf der Fahrt zum Flughafen in Frankfurt durch den Kopf. Der Abschied fiel mir erwartungsgemäß schwer, denn wie sagt man den liebsten Menschen für 13 Monate „Auf Wiedersehen“? Aber ich war auch bis zum Rand gefüllt mit Erwartungen und platzte fast vor Neugier. So stieg ich mit recht gemischten Gefühlen ein und los ging’s!
La Paz: erste Eindrücke, Hexengassen und gefallene Sterne
Nach knapp 20 Stunden Reise und einem Zwischenstopp in Bogota kamen wir, insgesamt 8 Freiwillige von SoFiA, in La Paz, Boliviens Regierungssitz an. Hier war der erste Unterschied, der sofort auffiel, der Temperaturunterschied. Wir waren in Deutschland bei fast 30 Grad gestartet, Sommer halt, und kamen hier im bolivianischen Winter an. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Gaby und Isabel, die Koordinatorinne
n der Hermandad in La Paz, ging es dann in zwei Truffis, so etwas wie Kleinbusse von der Größe durchschnittlicher 8-Sitzer, die normalerweise mit 15 Passagieren besetzt sind, von El Alto ins nächtliche La Paz. Der Ausblick auf die Stadt, und somit auf das Erste, das wir von Bolivien sahen, war fantastisch. Unser Truffifahrer sagte etwas, dass mir besonders im Gedächtnis geblieben ist und diesen Blick am ehesten beschreiben kann: „La Paz bei Nacht sieht aus wie ein gefallener Stern.“
Nachdem wir uns im Hotel von den Strapazen der langen Reise erholt hatten, lernten wir die Organisation der Hermandad und ihre Mitarbeiter kennen. Bei den Seminaren, die in den folgenden Tagen stattfanden, lernten wir außerdem viel über Bolivien als Land, seine Kultur, Geschichte und auch über unsere Projekte. Abends gingen wir meistens mit der Gruppe die Stadt erkunden, wie zum Beispiel die „Calle de las Brujas“, die Hexengasse, wo man vom touristischen Schnickschnack über Musikinstrumente, geheimnisvolle Medizin bis zu Coca fast alles kaufen kann. Bei unseren Touren durch die Stadt entdeckten wir immer viele neue und spannende Dinge.
Die große Höhe, 3640m über dem Meeresspiegel, womit La Paz der am höchsten liegende Regierungssitz der Welt ist, war zum Glück für niemanden ein allzu großes Problem und äußerte sich in meinem Fall nur in gelegentlichen Kopfschmerzen und dem Gefühl, jede Treppenstufe wäre ein halber Marathon.
Wir besichtigten in dieser Woche Vieles und lernten in der Gruppe oder mit den Koordinatorinnen La Paz und damit Bolivien und seine Gepflogenheiten etwas besser kennen. Die Stadt gefällt mir sehr, auch wenn es große Unterschiede zu deutschen Großstädten gibt, wie zum Beispiel den unglaublich dichten und chaotischen Verkehr, an den man sich zugegebenermaßen erst gewöhnen muss.
Nach 5 Tagen kamen die anderen Freiwilligen aus dem Bistum Hildesheim an. Am selben Tag starteten die ersten Freiwilligen aus Trier in Richtung der Städte, in denen ihr Sprachkurs stattfinden sollte.
Ankunft in der neuen Heimat
Meine Reise nach Cochabamba, eine Fahrt von etwa 7 Stunden im Bus, verschob sich allerdings um 3 Tage nach hinten, da wegen Schneefalls in El Alto und damit einhergehenden Problemen auf der Strecke, die Busse nicht abfuhren. So kamen wir, 2 weitere Freiwillige und ich, etwas später als geplant in Cochabamba an. Dort wurde ich am Terminal von einem Empfangskomitee, bestehend aus meiner Vorfreiwilligen Anne und Pfadfindern aus unterschiedlichen Gruppen, unglaublich herzlich empfangen und direkt zum Frühstück eingeladen. Danach zeigten sie mir die Stadt, sowie einige wichtige und sehenswerte Orte.
Einen Tag wohnte ich zunächst mit Anne zusammen im Distriktzentrum der Pfadfinder in Cochabamba, bis ich am darauffolgenden Tag in meine Gastfamilie umzog.
Mein Leben in der Gastfamilie und die erste Zeit
Meine Gastfamilie besteht aus zwei Schwestern, einem Gastbruder (alle übrigens jünger als ich) und meiner Gastmutter. Ich wurde super herzlich empfangen und nach kurzem Kennenlernen und den ersten mehr oder weniger unbeholfenen Versuchen der Kommunikation und lustigen Zusammenstößen mit der Sprachbarriere in die Familie aufgenommen. In den folgenden 3 Wochen wurde das Zusammenleben in der Familie recht schnell zum Alltag und dank dem Sprachunterricht in einer kleinen Sprachschule in der Nähe, die Kommunikation immer besser. Gemeinsam gingen wir auf den Markt einkaufen, Kleider in einem der vielen Second-Hand-Läden in der Stadt kaufen und ich durfte auch die jährlichen Konzerte meiner Gastgeschwister miterleben und die Früchte ihrer Arbeit mit der Violine, dem Piano und der Gitarre, die ich schon während ausgiebigen Proben in der Wohnung genießen konnte, auf der großen Klassikbühne ihrer Musikakademie bewundern.
Mithilfe des Sprachunterrichtes, der als Einzelkurs in familiärer Atmosphäre stattfand, hat sich mein Spanisch in den 3 Wochen von einem stark begrenzten Wortschatz un
d nur der Möglichkeit sehr einfache und spärliche Konversationen zu führen, zu der Fähigkeit, ein normales Gespräch zu führen, Dinge zu erzählen und nicht nur mit „Si“ oder „No“ zu antworten, gewandelt. Heute bin ich in der Lage, ein flüssiges Gespräch, Witze zu führen, Witze zu machen, träume auch schon in spanisch, was ich persönlich als gutes Zeichen deute, und manchmal fehlen mir deutsche Wörter, die ich aber im Spanischen sofort präsent habe.
Auch hatte ich die Möglichkeit, etwas Zeit mit Anne, meiner Vorgängerin, und den Pfadfindern zu verbringen. So konnte ich an meinem ersten bolivianischen Zeltlager teilnehmen, das Distrikthaus und die Leute kennenlernen, sowie einen ersten Eindruck von meinem Hauptprojekt erhalten, wofür ich super dankbar bin, da ich so von Anne auch viele Tipps und Tricks erhalten habe.
Bolivien pur
Anfang September finden jedes Jahr die Festlichkeiten zur Feier der Urkupiña statt. Dies ist eine große, mehrtägige Feier zu Ehren der Jungfrau von Urkupiña. Es gibt große Umzüge mit traditionellen Tänzen und Musik, eine große Pilgerwanderung, sowie viele große und kleinere Feste. Ich hatte die Möglichkeit und das Vergnügen, mir einen der größten Umzüge, die „entrada de la Urkupiña“ in Quillacollo, einer Provinz Cochabambas, ansehen zu können. So konnte ich einige der traditionellen Tänze und die dazugehörenden Trachten bewundern. Alles in allem war es sehr bunt und fröhlich.
Auch die Tradition des „Calvario“ konnte ich hautnah miterleben. Dabei pilgert man zu einem bestimmten Ort in Quillacollo, um dort etwa einen Stein von einem Felsen abzuschlagen und mit nach Hause zu nehmen. Dies soll Glück ins Haus bringen und alles Erwünschte verwirklichen. Bei all diesen Traditionen handelt es sich zum Teil um beeindruckende Mischungen aus der indigenen Kultur, Religion und der katholischen Tradition. So ehrt die Feier gleichzeitig die heilige Jungfrau Maria und auch Patchamama, die Mutter Erde. Mehr zu diesem Thema hier:
Der Umzug und neue Freunde
Am Ende meines Sprachkurses, nach drei Wochen intensiver Arbeit, ging es für mich in mein Hauptprojekt. Der Umzug in mein Zimmer und das Distrikthaus, in dem ich zusammen mit Daniel, einem Freiwilligen der Pfadfinder aus Bolivien wohne, gestaltete sich als unkompliziert, schnell fühlte ich mich dort ganz zuhause. Die ersten beiden Wochen wohnte Andrea, eine Pfadfinderin hier aus Cochabamba, mit mir zusammen im Haus. Sie half mir dabei, mich im Haus und der neuen Umgebung einzugewöhnen, zeigte mir die Märkte und Plätze, an denen ich einkaufen kann, sowie den öffentlichen Nahverkehr und die Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Learning-by-doing
Der öffentliche Nahverkehr hier unterscheidet sich stark von meinem bisherigen Bild eines Bussystems. Es gibt verschiedene Transportmittel, wie zum Beispiel Micros (knallbunt bemalte amerikanische Schulbusse, die nun wie Linienbusse funktioneren) und Truffis (oben beschriebene Kleinbusse). Sie haben alle eine Nummer oder eine Zahl, sowie einen Zettel mit den wichtigsten Punkten, die sie passieren, hinter der Windschutzscheibe, und fahren eine feste Route, nur ohne Zeitplan und Haltestellen. Um ein Micro oder Truffi anzuhalten muss man es ranwinken und um auszusteigen muss man dem Fahrer zurufen, wo man aussteigen will, also doch recht verschieden im Vergleich zum deutschen Knopf-drück-System. Das alles war mir am Anfang noch fremd und so kam es, dass ich mich des Öfteren ins falsche Truffi oder Micro gesetzt und unfreiwillig eine kleine Stadtrundfahrt gemacht habe. Aber es gibt wirklich schlechtere Wege eine Stadt kennenzulernen und Learing-by-doing hat sich mal wieder bewährt, sodass ich inzwischen mehr oder weniger gelernt habe mich mit dem öffentlichen Nahverkehr und einer passenden, sehr hilfreichen App und Nachfragen in der Stadt fortzubewegen.
Nach den zwei Wochen des Zusammenlebens mit Andrea hatte ich ein ganz gutes Gefühl für die Stadt entwickelt, mich echt gut im Distrikthaus eingelebt und an das ständige Kommen und Gehen von Pfadfindern hier, Kleider von Hand waschen und Kochen mit einem Gasherd gewöhnt. Viele Dinge, die am Anfang noch ungewohnt waren, sind inzwischen vollkommen normal oder zumindest normaler geworden.
Auch das Einkaufen hier ist um einiges anders als ich es bisher gewohnt war. Da ich hier selbst koche und einkaufe, ist es für mich ein Muss auf den Markt zu gehen. Der Markt stellt hier die Haupteinkaufsmöglichkeit dar, da es kaum Supermärkte gibt. Neue Dinge, wie alle Preise zu erfragen oder verhandeln, sowie das „yapa“, das kleine Extra, das man sich bei den meisten Marktverkäufern erbitten kann, waren neu, aber durchaus eine gute neue Erfahrung. Auf der „Cancha“, einem riesigen Markt im Stadtzentrum kann man alles finden, solange man weiß wo man suchen muss. Für kleine Einkäufe, wie Brot oder Milch, gehe ich in die kleinen Tante-Emma-Läden, die um die Ecke sind. Dort sitzt meist eine ältere Dame, die nach freundlicher Begrüßung und auf Nachfrage das Gewünschte bringt.
„La casa de los niños“
Zusätzlich zu meiner Arbeit mit den Pfadfindern arbeite ich noch in zwei weiteren Projekten. Zum einen helfe ich in einem Kinderhaus, dem „casa de los niños“, welches eine relativ große Einrichtung für Kinder und Jugendliche und ihre Eltern hier in Cochabamba ist. Dort leben Kinder mit und ohne Behinderung, sowie Kinder, die auf der Straße oder in schlechten Verhältnissen gelebt haben und teilweise mit Drogen- oder Alkoholproblemen konfrontiert wurden. Meine Arbeitsschwerpunkt liegt im Kindergarten, der Teil der Schule hier ist. Dort unterstütze ich die Erzieherinnen in ihrer Arbeit mit den Kindern im Alter von 1-3 Jahren, spiele, singe mit ihnen, füttere sie, … An den Nachmittagen werden dann Projekte und kleine Workshops zu verschiedenen und wechselnden Themen angeboten. So haben wir zum Beispiel Kekse gebacken, gehen die Pflanzen auf dem Gelände gießen oder haben einen Ausflug mit allen Kindern in ein Schwimmbad mit heißen Thermalwasser vulkanischen Ursprungs gemacht. Ein besonders großer Wert wird immer auf die Integration der Kinder mit Behinderungen gelegt, die in der Einrichtung auch die Möglichkeit haben Physiotherapie zu erhalten. Mittags essen wir dann alle zusammen, bevor die Kinder abgeholt werden. In diesem Projekt arbeite ich drei Tage die Woche, montags, mittwochs und freitags, wobei ich mittwochs bis in den Nachmittag bleibe.
„Agorflory“
Zum anderen geht es jeden Dienstag für mich nach Quillacollo, wo sich, etwa eine dreiviertel Stunde Fahrt mit dem Truffi von meinem Haus entfernt, mein anderes Projekt befindet. Dieses nennt sich „Agroflory“ und beherbergt ein Refugium für Tiere aus schlechter Haltung oder dem Tierschmuggel. Hierbei handelt es sich größtenteils um Vögel, Papageien, wie Aras und andere einheimische Papageien, deren Haltung verboten ist, da sie in freier Wildbahn vorkommen. Aber es gibt auch viele Schildkröten, einen Fuchs, eine Bergkatze, einige Fasane, Affen und vieles mehr. Hier besteht meine Arbeit darin, die Mitarbeitenden bei der Versorgung der Tiere zu unterstützen. So helfe ich dabei, das Futter vorzubereiten und zu verteilen, frisches Wasser auszuteilen, … Hauptmotiv der Einrichtung ist es zu versuchen, den Tieren eine zweite Chance zu bieten und sie, wenn möglich, wieder auszuwildern. Leider ist dies in vielen Fällen nicht möglich, da die Tiere nie gelernt haben, Angst vor Menschen zu entwickeln, zu fliegen oder sich selbst zu ernähren. In Führungen werden Gruppen, zum Beispiel aus schulischen Einrichtungen, auf die Gefahren und Auswirkungen des illegalen Tierschmuggels und der Haltung freilebender Arten hingewiesen.
Mein Pfadfinderleben
Mein Hauptprojekt sind jedoch die Pfadfinder. Im Moment arbeite ich noch nicht fest mit einer Gruppe zusammen, sondern besuche jeden Samstag einen neuen Stamm, um mich dann zu entscheiden, in welcher Gruppe ich arbeiten werde. Von allen Pfadfindern wurde ich auf das Herzlichste willkommen geheißen und mit offenen Armen empfangen. Dies hat mir den Einstieg in das, sich von der deutschen DPSG-
Struktur (deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg, der deutsche Pfadfinder-Dachverband) doch unterscheidende System der ASB (Asociación de Scouts de Bolivia, das boliviansiche Pendant zur DPSG) sehr erleichtert. Langsam aber sicher lerne ich alles an Fachvokabular der Pfadfinder und die Gepflogenheiten hier: Es gibt insgesamt 4 Stufen, die altersmäßig strukturiert sind: Lobatos (die Jüngsten), Exploradores, Pioneres und Rovers (die Ältesten). Zusätzlich zu den Treffen der Gruppen an den Samstagen gibt es jede Woche ein Treffen der Gruppenleiter jeder Stufe auf der Ebene des Distrikts im Distrikthaus. Hieran nehme ich regelmäßig teil und auch die Module, die zu verschiedenen Themen angeboten werden, gestalten sich informativ und interessant. Auch das im Haus angesiedelte und von Pfadfindern betriebene Jugendcafe ist ein Treffpunkt für Pfadfinder aus dem Distrikt und sorgt für ein volles Haus und lustige Abende.
Meine Arbeit im Haus besteht darin, für ein ordentliches Ambiente zu sorgen, Ansprechpartnerin für das kleine Pfadfindergeschäft hier im Haus, in dem wir Aufnäher, Halstücher und allerlei Zubehör für Pfadfinder verkaufen, und „Hüterin der Schlüssel des Distriktes“ zu sein. Da fast jeden Tag Treffen von Gruppen, Stufen, etc. sind, bin ich nie alleine hier und es ist immer jemand da, mit dem man sich auf einen Plausch in die Küche setzen kann, was mich sehr freut. Außerdem erleichter dies es unheimlich, Kontakt zu neuen Leute aufzubauen, oder schon vorhandenen Kontakt auszubauen.
Am Wochenende finden auch immer wieder große Aktionen der Pfadfinder statt, wie zum Beispiel das „Clean up the World“ vor einigen Wochen. Bei dieser jährlichen Aktion säubern die Pfadfinder aller Gruppen und jeder Altersstufe einen bestimmten Bereich der Stadt. Zusätzlich gibt es Initiativen, um ein Bewusstsein für das Müllproblem, die Ressource Wasser und den Umweltschutz in der Bevölkerung zu stärken.
Auch bei einigen Zeltlagern durfte ich dabei sein um so die Pfadfinder und ihre Arbeit besser kennenzulernen und als Freiwillige möglichst viel mitzuerleben. Und obwohl alle Zeltlager mir riesigen Spaß gemacht haben und ihren ganz eigenen Charme haben, wie zum Beispiel ein Lager der Jüngsten zum Thema Hotel Transsylvanien 3, hat mich vor allem die Regatta der Pioneros sehr beeindruckt. Höhepunkt dieses Lagers ist es, dass die unterschiedlichen Gruppen auf ihren selbstgebauten Booten aus recyceltem Material eine Lagune in der Nähe von Cochabamba überqueren und dabei verschiedene Stationen passieren.
Ein anderer Teil meine Arbeit bei den Pfadfindern ist es, auf dem großen Zeltplatz in Arani zu helfen. Und da Ende des Jahres ein großes „Jamboree“, also ein internationales Pfadfindertreffen dort stattfinden wird, fällt im Moment viel Arbeit bei den Vorbereitungen an.
Über Potosí nach Sucre und zurück
Besonderes Highlight war vor einigen Wochen eine kleine Rundreise, die Andrea mit mir machte. Dabei besuchten wir die Stadt Potosí, die vor allem wegen dem „Cerro Rico“, einem sehr silberreichen Berg und seinen vielen Minen bekannt ist. Dort besichtigten wir die Minen und einige andere wichtige Bauwerke. Nach kurzer Zeit ging es weiter nach Sucre, der „weißen Stadt“. Auch dort besuchten wir
einige der wichtigen Plätze und Sehenswürdigkeiten, probierten Schokolade und die dort typischen Würstchen und genossen das warme Wetter und durften Gast bei Andreas Familie sein. Diese Reise hat mir nochmals die große Vielfalt Boliviens gezeigt, kulturell als auch landschaftlich, und mich neugierig gemacht auf den Rest des Landes.
Essen und viel Neues
Eine zusätzliche Neuentdeckung hier in Bolivien war für mich das Essen und speziell meine persönliche „Wiederentdeckung“ des Fleischs. In Deutschland war ich für sehr lange Zeit begeisterte Vegetarierin. Hier in Bolivien wird super viel Fleisch gegessen, wobei das Essen ist ein Riesenbestandteil der bolivianischen Kultur und vor allem hier in Cochabamba, der „Stadt des Essens“, sehr wichtig ist. Und auf Einladung meiner Freunde hier habe ich die unterschiedlichsten Dinge von „Pique macho“ über „sopa de mani“, eine Erdnusssuppe, und „Anticucho“, gegrilltes Rinderherz bis zu „Salteñas“, einer herzhaft gefüllten Teigtasche, alles probiert und für köstlich befunden.
Bolivien, wie ich es bis jetzt kennengelernt habe, hat mich sehr beeindruckt und ich bin immer wieder begeistert von der Freundlichkeit und Offenheit der Menschen hier. Auch die Sprachbarriere hat sich erstaunlich schnell aufgelöst oder wurde zumindest sehr bröckelig. Zwischendurch tappe ich zwar immer noch ab und an in ein sprachliches Fettnäpfchen oder nutze Hände, Füße und wildes Gefuchtel gepaart mit, für meinen Gesprächspartner meist unverständige Erklärungen, aber diese Fälle werden seltener. Es gibt zwar auch nicht nur positive Dinge zu erleben und wie immer hat alles seine zwei Seiten, doch hat mich Bolivien, speziell Cochabamba, in seinen Bann gezogen.
Auf die nächsten 10 Monate!
Liebe Grüße aus Cochabamba und bis zum nächsten Mal, ¡hasta luego!
Magdalena